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«Hi from Luxembourg»

«Hi from Luxembourg»

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Schon mal mit einem Afro-Amerikaner bei einem "Afterwork"-Bier über "Chicken Wings" gesprochen? Falls nicht, sollten Sie es nachholen, es macht richtig Spaß.

Periscope? Nie gehört. Als ein Kollege letztens von einer neuen App schwärmte, bei der man mit irgendwelchen Leuten im Livestream reden kann, war ich perplex. Es klang halt ein bisschen wie «ChatRoulette», einer Internetseite, die mal ganz hype war, bei der man mit unbekannten Menschen reden konnte. Trotzdem hatte die Neugier, wie üblich, wieder Überhand gewonnen und ich habe mir das Phänomen «Periscope» angesehen. Zwei Klicks und schon war die App runtergeladen. Kurz mal mit dem Twitter-Account einloggen (es ist auch möglich, einen Periscope-Account anzulegen) und los geht’s.

Logo" class="infobox_img" />Ein Periscope-Nutzer fährt mit seinem Truck durch Nebraska

Auf dem Bildschirm war dann eine Weltkarte zu sehen, die wie die Karte bei «Google Maps» aussieht. Überall verstreut standen rote Markierungen mit Zahlen. Mein Finger landete auf Spanien. Sechs Menschen in Madrid online. Cool. Mal sehen, was die erzählen. Der erste, den ich angeklickte, war ein Gitarrenspieler, der seine Songs für die Zuschauer vortrug. Er saß in seinem Wohnzimmer und trällerte auf Spanisch vor sich hin, während die Zuschauer, also die Personen, die ihm über die App zusahen, ihm Komplimente machten. Oder eben auch nicht. Einige waren halt nicht so begeistert.

«Afterwork beer with my homies»

In einer kleinen Leiste kann man der Person, die man gerade sieht, etwas schreiben. Sie sieht es und kann sofort darauf reagieren. Der spanische Casanova langweilte mich aber schnell und ich entschloss mich, auf Weltreise zu gehen. Mit dem nächsten Klick landete ich in Moskau. Eine russische Blondine saß auf einer Terrasse und blickte mürrisch in die Kamera. Dieses Mal wollte ich auch mal was sagen. «Hi from Luxembourg», also «Hallo aus Luxemburg», schrieb ich in die Leiste. «Hi from Moscow», antwortete sie. Weiter kommentierte sie meinen Auftritt nicht, also entschied ich mich, den «Stream», Englisch für Übertragung, wieder zu wechseln.

Zeit, die Vereinigten Staaten zu besuchen. Ein paar waren online in Dallas, Texas. «Afterwork beer with my homies», also Bier nach der Arbeit mit den Freunden, so die Beschreibung des ersten Streams. Ich klickte darauf und auf einmal war ich in einer Bar. Zwei Afro-Amerikaner saßen mit einem Bier vor sich am Tresen. «Hi from Luxembourg» schrieb ich wieder. Da drehte sich der eine Richtung Kamera, stupste seinen Kumpel an und sagte: «Dude, there is a guy from La-Zem-Berg». Die beiden waren nett. Ich habe mich nach ihrem Essen erkundigt und wir haben eine lange Diskussion über «Chicken Wings» geführt.

Als ich mich ausloggte, war ich wieder in meinem Wohnzimmer in Esch. Eigentlich eine sehr lustige Erfahrung. Mit ein paar Klicks einen Blick in das Leben von wildfremden Menschen irgendwo auf der Welt zu erhaschen, macht Spaß. Mit ihnen über ihr Land und ihre Kultur zu diskutieren auch. Die App habe ich trotzdem desinstalliert. Das lag allerdings nicht an ihrem Inhalt. Als ich in der Nacht im Bett war, wurde ich die ganze Zeit von meinem Handy geweckt, weil es jedes Mal klingelte, wenn irgendein Stream anlief.