«Die Finger vom Krieg lassen!» – auch 100 Jahre nach der «Hölle von Verdun» ist dies für den Historiker Gerd Krumeich eine bis heute aktuelle Botschaft aus dem deutsch-französischen Massengemetzel. An die Schlacht, deren Name als Synonym für die Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs steht, erinnern am Sonntag (29.5.) Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande. Beide wandeln dabei im geschichtsträchtigen Schatten ihrer Vorgänger: Kanzler Helmut Kohl und Präsident setzten 1984 mit ihrem historischen Handschlag über den Gräbern von Verdun ein weltweit beachtetes Zeichen deutsch-französischer Aussöhnung.
Für Krumeich ist die Schlacht vom 21. Februar bis 19. Dezember 1916 «eine einmalige Verbindung zwischen einem archaischen Gemetzel, Draufhauen, Abstechen, mit dem Gegner praktisch immer in Sichtweite, oft nur 30 Meter entfernt und einem infernalischem Fernbeschuss aller Kaliber aus zehn, zwölf Kilometern Entfernung.» Mehr als 300.000 Soldaten beider Seiten starben direkt auf den Schlachtfeldern, 400 000 wurden verwundet. Und warum? «Für einen operativen und strategischen Dreck», sagt Krumeich, «sie haben sich ineinander verkeilt, weil keiner nachgeben wollte».
Deutsch-Französischer Erinnerungsort
Der deutsche Historiker wird Hollande und Merkel durch Teile der für 12,5 Millionen Euro komplett neu gestalteten Gedenkstätte führen. Mit einem Schwerpunkt auch auf Erlebnissen deutscher Soldaten soll das Memorial von Verdun künftig ein deutsch-französischer Erinnerungsort sein.
Keine zwei Kilometer weiter ist ein für fast 100 Jahre und noch bis vor kurzem von französischer Seite undenkbarer Schritt geplant. Hollande und Merkel werden im Ossuaire, im Beinhaus von Douaumont, an einer neuen deutsch-französischen Inschrift Halt machen, die daran erinnert, dass dort im Keller die Knochenreste von rund 130 000 französischen UND deutschen Soldaten liegen.
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