Der Starkregen am Montagabend versetzte Mondorf in einen Ausnahmezustand, der noch am Mittwoch andauerte. Aus dem kleinen Bächlein «Ganter» wurde eine reißende Flut. «Sofort begannen wir, Sandsäcke zu füllen und damit strategisch wichtige Punkte abzusichern. 50-60 freiwillige Feuerwehrleute aus Mondorf, Schengen, dem Einsatzzentrum Bous-Remich-Stadtbredimus (BRS) und anderen Korps aus der Umgebung waren bis zum frühen Dienstagmorgen im Dauereinsatz. «Zum Schluss gingen uns die Sandsäcke aus, da stiegen wir auf Salzsäcke um, die wir im Winter benutzen», schilderte Bürgermeister Lex Delles die dramatischen Stunden am Mittwoch gegenüber dem Tageblatt.
Kaum hatte sich die Lage am nächsten Morgen beruhigt, wurde infolge der Überschwemmung bereits der nächste Alarm ausgelöst. «Die Feuerwehrmänner und -frauen hatten zu diesem Zeitpunkt knapp eine Stunde geschlafen», würdigte der Bürgermeister die Leistung der freiwilligen Helfer. Nach dem Feuerlöschen ging das «Tagesgeschäft» mit dem Abpumpen der vollgelaufenen Keller ungebrochen weiter. Die Folgen der Überschwemmung waren auch am Mittwoch spürbar. So musste am Morgen die Berufsfeuerwehr mit Spezialtechnik ausrücken, nachdem die Wassermassen einen Öltank im Keller eines Mehrfamilienhauses hatten umstürzen lassen.
«Schnell und unbürokratisch helfen»
In Mondorf sind, laut Lex Delles, etwa 60 bis 80 Gebäude beschädigt worden. Die abgepumpten Liter schmutziges Wasser gehen in die Abertausende, schätzt Delles. Inzwischen ließ die Gemeinde Container an mehreren Orten aufstellen, damit die Einwohner ihren Sperrmüll sofort entsorgen können. Seit Montag landete der Unrat aus zehn Containern auf dem Sperrmüll. Drei Teams der «Beschäftegungs Initiativ Réimecher Kanton» (BIRK) und rund 20 Gemeinde-Mitarbeiter entleeren Keller, helfen den Menschen bei der Räumung der Kellerräume.
«Damit wollen wir als Gemeinde schnell und unbürokratisch in einer Notsituation helfen. Wir alle wurden überrascht, so etwas gab es in Mondorf zuletzt vor 30 Jahren. Jetzt übernehmen wir die Kosten, später werden wir uns mit der Versicherung beraten», erklärte Lex Delles. Am Mittwoch waren noch zwei BIRK-Teams und zwei Teams mit Mitarbeitern der Gemeinde im Einsatz.
Angst vor der nächsten Regenfront
Wie lange der Ausnahmezustand in Mondorf noch dauern wird, konnte der Bürgermeister nicht abschätzen: «Es hängt alles von dem Regen ab, der heute Abend fällt.» Die Voraussagen gehen von bis zu 25 Litern pro Quadratmeter aus. Dieses Mal liegen die Sandsäcke an den drei strategisch wichtigen Punkten aus.
Insbesondere die Tankstellen stellen mit ihren riesigen Kraftstofftanks ein Sicherheitsrisiko dar. Sie stehen auch im Zentrum einer Sitzung am Freitag, an der alle Verantwortlichen von Gemeinde und Feuerwehr teilnehmen. Dort soll eine Bilanz gezogen, aber auch Konsequenzen für die Zukunft beraten werden, wie man einem solchen Fall vorbeugen kann. «Eine Konsequenz ist bereits in Kraft getreten», kündigte Delles an. So werden demnächst die Betreiber der Tankstellen Post von der Gemeinde bekommen. Darin werden sie verpflichtet, für den Notfall stets Sandsäcke auf Lager bzw. bereit zu halten.
«Die Dorfgemeinschaft hat funktioniert»
Bevor unser Gespräch zu Ende ging, ergriff der Bürgermeister noch mal das Wort. Klagen wollte er jetzt auch nicht, das tat er im ganzen Interview nicht. Lieber berichtete er von Lösungen und wollte noch einmal Lob loswerden: «Die Dorfgemeinschaft hat funktioniert. Einwohner, die nicht betroffen waren, haben sich spontan eingefunden, um zu helfen. Betriebe haben uns ihre Lieferwagen und Lkws unaufgefordert zur Verfügung gestellt. Vor allem ist die Leistung der freiwilligen Feuerwehrkräfte hervorzuheben, die wenig geschlafen haben, und die der Mitarbeiter des Energieversorgers Creos, die die Bewohner der betroffenen Mehrfamilienhäuser nicht im Dunkeln stehen ließen. Auch Domaine Thermal Mondorf danken wir. Sie haben uns angeboten, Hotelzimmer für Betroffene als Soforthilfe zur Verfügung zu stellen.»
Wie er selbst die beiden Tage überstanden hat? Lex Delles antwortete lachend: «Zwei Stunden Schlaf. Das muss reichen.»
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