So einen hatten die Rumänen noch nicht. Der deutschstämmige Klaus Johannis aus Siebenbürgen hat vor zwei Jahren mehr oder weniger überraschend das höchste Staatsamt Rumäniens erklommen. Mit seinem klaren Erfolg bei der Präsidentschaftskür hatte Klaus Johannis Freund und Feind verblüfft.
Dabei war dem 1959 geborenen Physiklehrer als krasser Außenseiter schon bei seiner ersten Wahl zum Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt) vor 16 Jahren ein Überraschungscoup geglückt: Obwohl die deutsche Minderheit nicht einmal zwei Prozent der Bevölkerung seiner Geburtsstadt darstellt, wurde der damals noch parteilose Johannis im Jahr 2000 völlig überraschend zum Stadtvater gewählt.
„Großes, verstaubtes Provinzdorf“
Ein „großes, verstaubtes Provinzdorf“ sei Hermannstadt gewesen, erinnerte sich der Bürgermeister der rumänischen Karpatenstadt Sibiuin einem früheren Gespräch mit dem Tageblatt an die Zeit vor seiner Amtsübernahme.
Hier sammelte der hochgewachsene Johannis zuvor seine Referenzen. Schon während des Niedergangs in den 80er Jahren, in der Ära des „dunkelsten Kommunismus“, sei die Altstadt „vollkommen verwahrlost“ gewesen, wirkten selbst die neuen Wohnviertel „mies und trist“: „Leider wurde es nach 1990 auch nicht besser. Kaum jemand glaubte an die Stadt. Die Lage war traurig – und desolat“, so Johannis zu seiner Bürgermeister-Zeit.
Typische Alternativwahl
Doch der von ihm vorangetriebene „Mentalitätswandel“ habe die ganze Stadt erfasst: „Denn ohne Optimismus lässt sich ein solches Projekt nicht in Angriff nehmen.“ Als „typische Alternativwahl“ bezeichnet der Siebenbürger Sachse später im Rückblick seinen Einzug ins Rathaus: „Die Leute hatten sämtliche etablierten Politiker satt, hatten diese als unglaubwürdig abgetan.“
Ein ähnliches Szenario ist ihm später auch bei der Präsidentschaftswahl geglückt: Nicht zuletzt der tiefe Verdruss über Rumäniens Korruptionssumpf und Parteienwirtschaft hat dem erst kurz vor der Wahl der nationalliberalen PNL beigetretenen Johannis zum Wahlsieg gegen den haushohen Favoriten Victor Ponta verholfen. Und Johannis weiß, zuhören sei bei der Lösungssuche manchmal wichtiger als reden: „Die Leute wollen keinen, der nur quatscht.“
Verbindungen zu Luxemburg
Aus der Zeit als Bürgermeister in Sibiu stammen auch seine engen Bande zu Luxemburg. Sibiu war 2007 Partnerstadt Luxemburgs als Kulturhauptstadt Europas. Im Zentrum Sibius steht seitdem auch die Casa Luxemburg, die ein kleines Hotel, ein Restaurant und eine Informationsstelle für Touristen beherbergt.
Normal war das Leben in dem im 12. Jahrhundert von Einwanderern aus Luxemburg, Flandern und dem Niederrhein gegründeten Hermannstadt in den letzten Jahrzehnten selten gewesen. Tausende der sogenannten Siebenbürger Sachsen hatten schon in den 70er und 80er Jahren desillusioniert ihre transsilvanische Heimat verlassen: Für West-Devisen ließ der sozialistische Diktator Nicolae Ceausescu die von Bonn freigekaufte Minderheit ziehen. Der große Exodus setzte jedoch erst nach der Wende von 1989 ein. Heute finden sich nur noch wenige Luxemburg-Stämmige in Sibiu. Ihre Sprache erinnert dabei an den Eifeler Dialekt.
Seit 2007 in der EU
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Rumänien und Luxemburg sind ausbaufähig. Rumänien ist mit 20 Millionen Einwandern das siebtbevölkerungsreichste Land der EU, hat aber das zweitkleinste Pro-Kopf-Einkommen der Union. Seit 2007 ist Rumänien EU-Mitglied.
Klaus Johannis und seine Frau Carmen Johannis werden heute auf dem Findel mit Staatsehren empfangen. Eine Luxemburger Delegation wird das rumänische Präsidentenpaar dann in den grossherzoglichen Palast begleiten. Morgen stehen unter anderem der Besuch der Universität Belval und eine Begegnung mit der Handelskammer auf dem Programm.
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