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Blutiger Ramadan befürchtet

Blutiger Ramadan befürchtet

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Gemessenen Schritts betreten zwei junge Männer in dunklem Anzug und mit schwarzen Krawatten die Max-Brenner-Schokoladen-Bar in Tel Aviv.

Der Barmann hält sie für Rechtsanwälte, doch Minuten später richten die beiden Palästinenser ein Blutbad unter den Gästen im schmucken Ausgehviertel Sarona an. Vier Israelis sterben, fünf weitere Gäste werden verletzt. In Israel stellen sich viele nun die bange Frage, ob dies der Auftakt zu einem blutigen Ramadan ist. Gekleidet wie die als Paar auftretenden Hauptfiguren in den Filmen Pulp Fiction oder Men in Black gehen der 22 Jahre alte Chaled und sein ein Jahr jüngerer Cousin Mohammed zu einem Tisch auf der Terrasse, wie am Donnerstag veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen.

Es ist kurz nach 21.00 Uhr an diesem Mittwochabend und die auf Feingebäck spezialisierte Bar ist voll. «Wir sahen, dass sie Palästinenser sind, und ich schickte eine arabische Kollegin, die Bestellung aufzunehmen», berichtet Barmann Jussef Dschabbarin später den Journalisten. «Wir scherzten noch, wie attraktiv sie aussehen», sagt der arabische Israeli. Die beiden Cousins warten, bis ihnen die bestellten «Milky Fudge Brownies» gebracht werden, rühren diese nicht an und ziehen stattdessen aus ihren schwarzen Aktenkoffern kurzläufige Maschinenpistolen, wie sie im Westjordanland häufig nachgebaut werden.

Kaltblütig und wahllos

Wie die Aufnahmen einer anderen Überwachungskamera zeigen, schießen die Attentäter kaltblütig und wahllos auf die in Panik fliehenden Gäste im Hauptsaal des Cafés. Einer der beiden wird wütend, als seine Waffe das Magazin verliert, und schmettert sie auf den Boden; auch die zweite Waffe hat zwischendurch Ladehemmungen. Nach einer Minute ergreifen die Angreifer die Flucht und werden in einer benachbarten Straße von Sicherheitskräften gestellt. Vier israelische Gäste sterben in der Schoko-Bar: zwei Frauen und zwei Männer, zwischen 32 und 58 Jahre alt. Fünf weitere Gäste werden verletzt, davon drei schwerer. Auch einer der beiden Attentäter wird bei der Festnahme angeschossen und danach notärztlich versorgt.

Schnell stellt sich heraus, dass die Cousins aus der palästinensischen Stadt Jatta kommen, die am Südrand des besetzten Westjordanlands liegt. Die israelische Armee riegelt noch in der Nacht die Ortschaft mit ihren 65.000 Einwohnern ab. Wie Bürgermeister Mussa Machamrah am Telefon berichtet, werden mehrere Häuser durchsucht, Familienangehörige und Bekannte der beiden jungen Männer verhört. Deren Eltern sind geschockt und völlig überrascht. Chaleds Vater, ein Rechtsanwalt, sagt AFP: «Die haben uns gesagt, sie gingen einkaufen. Und wir machten uns Sorgen, als sie auf ihren Mobiltelefonen nicht mehr erreichbar waren. Jetzt wissen wir auch nur, was die Medien berichten.»

Gute Noten

Sein Sohn studiere Elektrotechnik im jordanischen Karak: «Er bekommt gute Noten und muss doch am Sonntag dorthin zurück.» Der Cousin Mohammed habe lange in Jordanien gearbeitet und sei erst vor einigen Monaten nach Jatta zurückgekehrt, wo er seitdem als Betongießer tätig war, berichtet der Vater des zweiten Attentäters. Die persönlichen Motive und eventuellen Verbindungen der beiden jungen Männer zu extremistischen Gruppen bleiben zunächst unklar.

Die islamistische Palästinenserbewegung Hamas ruft seit Monaten dazu auf, die Serie von Messerattacken, bei denen seit Herbst zumeist die Angreifer erschossen wurden, zu verschärfen und tödlichere Waffen einzusetzen. So gilt eine Hamas-Zelle in Bethlehem auch als Drahtzieher eines Bombenanschlags in einem Jerusalemer Linienbus Mitte April. Für das Attentat in Tel Aviv übernahm die Hamas keine direkte Verantwortung, bezeichnete über ihre Sprecher aber «die heldenhafte Operation» als «das erste gute Zeichen im Ramadan für den Widerstand unseres Volkes und als erste der Überraschungen, die in diesem heiligen Monat auf den zionistischen Feind warten».