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Schlimmster Gewaltakt in USA seit 9/11

Schlimmster Gewaltakt in USA seit 9/11
(Phelan M. Ebenhack)

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Eine Nacht mit Tanz und Musik in der US-Stadt Orlando endet mit Tod und Schrecken. Ein Bewaffneter tötet dutzende Menschen. Vor der Tat bekennt sich der Schütze in einem Anruf bei der Polizei zur Terrormiliz IS.

Bei der bisher schlimmsten Bluttat eines Todesschützen in der US-Geschichte sind in einem Schwulenclub in Florida 50 Menschen getötet und 53 verletzt worden. Stunden nach dem Massaker am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) in der Stadt Orlando verdichteten sich Hinweise darauf, dass der Täter von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) inspiriert war. Nach Angaben des Bundeskriminalamts FBI bekannte er sich in einem Anruf bei der Polizei kurz vor der Bluttat zu der Terrorgruppe. Die Ermittlungsbehörden legten sich aber zunächst nicht auf ein Motiv fest.

Der mutmaßliche Attentäter von Orlando war der US-Bundespolizei FBI bekannt. FBI-Ermittler Ronald Hopper sagte am Sonntag bei einer Pressekonferenz, der 29-jährige Omar Seddique Mateen sei im Visier der Ermittlungsbehörde gewesen, nachdem er vor Kollegen Andeutungen gemacht habe, die «an eine mögliche Verbindung mit Terroristen denken ließen». Er habe schon früher seine Nähe zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu erkennen gegeben. Der mutmaßliche Attentäter sei zweimal vernommen worden. Außerdem sei gegen den Mann wegen möglicher Kontakten zu einem US-Selbstmordattentäter ermittelt worden, sagte Hopper. Laut US-Medienberichten arbeitete der in New York als Sohn afghanischer Eltern geborene Seddique Mateen für eine private Sicherheitsfirma. Kurz vor dem Anschlag in der Nacht zum Sonntag bekannte er sich demnach in einem Anruf bei der Notrufnummer 911 zum IS. Eine dem IS nahestehende Nachrichtenagentur meldete, der Schütze von Orlando sei ein «Kämpfer» der Miliz gewesen.

Präsident Barack Obama sprach von einem «Akt des Terrorismus und Akt des Hasses». Er ließ alle Fahnen an US-Bundesgebäuden auf Halbmast senken. Die Bluttat löste auch im Ausland Abscheu und Trauer aus, so in Deutschland. Die Polizei identifizierte den Schützen am Sonntagnachmittag (Ortszeit) als Omar Mateen, einen 29-jährigen US-Bürger mit afghanischen Eltern. Er hatte gegen 2.00 Uhr das Feuer auf Besucher des Nachtclubs «Pulse» eröffnet. Etwa drei Stunden später wurde der mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 und einer Handfeuerwaffe ausgerüstete Mann in einem Feuergefecht mit Polizisten getötet.

US-Bürger mit afghanischen Eltern

Wie bekannt wurde, arbeitete Mateen für eine Sicherheitsfirma in Florida und erwarb seine Waffen kurz vor der Tat legal. Das FBI habe ihn zwei Mal – 2013 und 2014 – wegen möglicher Verbindungen zum IS auf dem Radar gehabt, sagte ein Vertreter des Bundeskriminalamts vor Journalisten. Der Mann habe aber nicht unter Beobachtung gestanden.
Nach Medienberichten wurde Mateen in New York geboren, lebte in Port St. Lucie in Florida und fuhr mit einem Mietauto ins rund 170 Kilometer entfernte Orlando. Obama sprach sichtlich erschüttert mit Blick auf die Wahl des Mordziels von einem «Anschlag auf uns alle und auf die fundamentalen Werte der Gleichheit und Würde, die unser Land definieren».

Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Stattdessen deutete er an, dass sein Sohn starke Antipathien gegen Schwule gehegt habe. Omar sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. «Sie tun das, und mein Sohn sieht zu», habe er gesagt. In Orlando und dem Bezirk Orange wurde der Ausnahmezustand erklärt. Damit können schneller Bundesmittel für die Ermittlungen in die Stadt gelangen. Floridas Senator Marco Rubio und Behördenvertreter riefen zu Blutspenden auf. Schon kurz darauf bildeten sich an mehreren Orten der Stadt lange Schlangen von spendenbereiten Bürgern.

«Akt des Terrorismus und Akt des Hasses»

Der Polizei zufolge hatte der Mann im Club «Pulse» im Herzen Orlandos kurz vor Schließung zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden. Der Schütze habe dann Geiseln genommen. Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden. Die Beamten verschafften sich eigenen Angaben zufolge unter anderem mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang zum Club. Dieser ist laut Medienberichten keine große Halle, sondern ein verzweigtes Gebäude mit vielen Räumen.

Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. «Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden», sagte der örtliche Polizeichef John Mina. Der Täter sei «sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen». Der Club war Mina zufolge mit mehr als 300 Menschen gut besucht. Laut Medienberichten stand eine «Latin Night» auf dem Programm, eine Nacht mit lateinamerikanischer Musik. Nach Augenzeugenberichten fielen die Schüsse, als viele Menschen tanzten.

«Gay Pride Month»

Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Folge – mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN. «Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch.» Viele flohen aus dem Gebäude. Das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude gebracht und auf die Ladeflächen von Kleinlastern gelegt wurden. Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung.
In mehreren Städten, so in Washington, wurden die Sicherheitsvorkehrungen für am Sonntag geplante Schwulen-Paraden im Zuge des «Gay Pride Month» Juni verschärft. In Kalifornien nahm die Polizei im Vorfeld eines Festumzuges in Los Angeles einen Mann mit einem Waffenarsenal in seinem Auto fest. Es gebe aber keine Verbindung zu dem Massaker in Orlando, wurde betont.