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Esch soll Stromproduzent werden

Esch soll Stromproduzent werden
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Südstroum will nicht mehr nur Energie aus dem Ausland verkaufen. Mittels eines neuen Konzepts will der Betrieb die Produktion von erneuerbaren Energien in Esch fördern.

„Wir wollen so viel Energie in Esch produzieren wie möglich“, so Torsten Schockmel, zuständig für Finanzen und Verwaltung bei Südstroum, gegenüber dem Tageblatt. „Wir wollen ein Maximum lokal produzieren.“

Da es derzeit aber nicht möglich sei, den kompletten Bedarf an Strom (inklusive Industrie) aus lokalen Quellen zu decken, lautet das mittelfristige Ziel von Südstroum: Alle Haushalts-Kunden mit lokalem Strom versorgen, erläutert Schockmel.

Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Gesellschaft auf Fotovoltaik. Windräder könnten in Esch wohl leider keine aufgebaut werden. Die Windräder dürfen weder zu nah an Wohngebieten noch in Naturschutzgebieten errichtet werden. Dabei könnte eine große „Windmühle“ aber bis zu fünf Prozent des lokalen

Verbrauchs abdecken, bedauert Torsten Schockmel.
Das Thema Wind ist aber noch nicht ganz vom Tisch. Das Unternehmen Sudgaz, in Kooperation mit der Firma Solar, studiere derzeit die Idee, einen Windpark im Süden des Landes zu errichten. Mehrere Standorte werden analysiert. Sollte sich das Projekt verwirklichen, dann würde sich Südstroum auch gerne als Investor daran beteiligen.

Um nun aber selbst aktiv zu werden, hat Südstroum beim Luxemburger Forschungszentrum List eine Fotovoltaik-Potenzialanalyse für Esch in Auftrag gegeben. Was ist hier auf dem Gebiet der Gemeinde überhaupt möglich?

Zum Mitmachen motivieren

Solarenergie wird bereits heute in Esch hergestellt. Es gibt Solaranlagen auf Privathäusern, auf dem Dach des Rathauses und auf dem des CHEM. Zudem gibt es bereits eine Energie-Kooperative. Alles zusammen stelle aber nur rund ein Prozent des benötigten Volumens dar, so Schockmel.

„Wir wollen die Leute dazu bringen, mehr zu produzieren“, meinte er weiter. „Doch wie können wir die Leute zum Mitmachen motivieren?“, fragt sich Schockmel. Neben den staatlichen Beihilfen bieten mittlerweile auch die Gemeinde Esch und das Unternehmen Südstroum den Haushalten, die Anlagen bauen wollen, zusätzliche Hilfen an.

Da aber die große Mehrheit der Einwohner von Esch ihre Wohnung nicht besitzen, sondern mieten, können sie von den bestehenden Hilfen nicht profitieren, so Schockmel weiter.

Eine Alternative zum Sparbuch

Südstroum habe also, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, nach einem System gesucht, an dem sich alle Einwohner der Stadt beteiligen können. Die Idee, die entstand, sieht vor, in den unterschiedlichen Stadtvierteln Solar-Kooperativen aufzubauen, an denen sich die Bewohner beteiligen. „Man kann dann in der eigenen Nachbarschaft investieren.“

Zudem sei Fotovoltaik, dank der staatlich garantierten Preise, ein rentables Geschäft, so der Finanzchef. Die Erträge der ersten sieben bis acht Jahre würden so ausreichen, um die Anlagen zu finanzieren. In den darauf folgenden sieben bis acht Jahren seien dann alle Einnahmen ein reiner Gewinn. Und nach den 15 Jahren, wenn es keine fest garantierten Abnehmerpreise mehr gibt, werde immer noch Geld mit dem erzeugten Strom verdient.

Erfahrung mit Solar-Kooperativen hat Südstroum bereits gesammelt: Ende 2014 wurde in Esch eine erste Solar-Kooperative gegründet. Hinter der „TM EnerCoop“ steht die Bürgerbewegung Transition Minett. „Es geht darum, die Energieproduktion selbst in die Hand zu nehmen“, so Norry Schneider von Transition Minett damals. „Bei lokalen Investitionen soll möglichst viel von der geschaffenen Wertschöpfung in der lokalen Wirtschaft hängen bleiben.“
Um die Initiative zu unterstützen, hatte der Stromversorger Südstroum eine Vorfinanzierung zu null Prozent Zinsen angeboten.

Kein Großinvestor

Nach einem ähnlichen Muster sollen nun auch die neuen, zusätzlichen Solar-Kooperativen, unter der Leitung von Südstroum, entstehen. „Wir strecken das Kapital vor. Wenn dann Anteile verkauft werden, können wir das Geld wieder nutzen und in neue Anlagen investieren“, so Schockmel.

In einem ersten Schritt will Südstroum Anlagen auf Dächern von Gebäuden der Gemeinde errichten. Die allein hätten das Potenzial, rund drei Prozent des Verbrauchs der Haushalte abzudecken, so Südstroum. In einem zweiten Schritt denkt man auch an Anlagen auf beispielsweise privaten Lagerhallen.

Eine Broschüre zum Thema der Solar-Kooperativen sei dabei, ausgearbeitet zu werden, so Torsten Schockmel weiter. Man sei sich aber bereits sicher, dass man nicht nach einem einzigen Großinvestor suche, sondern viele Menschen ansprechen wolle.
Zudem sollen Dividenden an die Mitglieder der Kooperativen ausgezahlt werden können.

Es gehe halt nicht nur mit Idealisten. „Wir wollen nun auch Gewinn-orientierte Menschen ansprechen.“
Eine Reihe Modalitäten müssen nun noch geklärt werden. Dazu zählt etwa die Frage, ob Miete für die Dächer gezahlt wird. Im Idealfall könne man bereits im Herbst dieses Jahres loslegen, so Schockmel. Erst müsse, in Abstimmung mit der Gemeinde, jedoch noch geklärt werden, wie die Statuten aussehen sollen, und des Weiteren, auf welchen Gebäuden die ersten Anlagen errichtet werden.