Der Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage hat seinen Rücktritt als Chef der rechtspopulistischen United Kingdom Independence Party (Ukip) erklärt. Mit der Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union habe er sein politisches Ziel erreicht, sagte Farage am Montag vor Journalisten in London.
Der Verfechter des Brexit
Farage war einer der entschiedensten Verfechter des Brexit, für den sich bei dem Referendum vor eineinhalb Wochen knapp 52 Prozent der Briten aussprachen. «Ich habe entschieden, als Chef der Ukip zurückzutreten», sagte Farage. «Der Sieg des ‹Leave›-Lagers bei dem Referendum bedeutet, dass sich meine politischen Ziele erfüllt haben.» Farage kämpft seit Jahren für einen EU-Austritt Großbritanniens. Zudem sorgte er als Ukip-Chef immer wieder mit populistischen und fremdenfeindlichen Parolen für Schlagzeilen. Er ist seit 17 Jahren Mitglied des Europaparlaments.
Farage hat noch am Montagmorgen die Brexit-Abstimmung auf dem sozialen Medium Twitter gelobt:
Thank you to all my supporters in @UKIP and beyond. Delighted with the result we fought for so long to achieve. #BrexitBritain
— Nigel Farage (@Nigel_Farage) July 4, 2016
Nigel Farage, den man so ausspricht, dass es sich auf Garage ohne e reimt, kam in der südenglischen Grafschaft Kent zur Welt. Sein Vater, ein alkoholkranker Börsenmakler, verließ die Mutter, als der Sohn fünf Jahre alt war. Mit 18 entschied Farage sich gegen ein Studium und für eine Karriere als Rohstoffhändler im Finanzzentrum Londons.
Entkam dem Tod
Mit Anfang 20 entkam er zum ersten Mal knapp dem Tod. Nach einer alkoholreichen Nacht geriet er unter ein Auto. Der junge Mann überlebte – und erfuhr wenig später, dass er Krebs hatte. Farage überstand auch das, heiratete zweimal, wurde Vater von vier Kindern.
Seine ersten Gehversuche in der Politik machte er bei den Konservativen, doch dann unterschrieb Großbritannien unter Premierminister John Major 1992 den EU-Vertrag von Maastricht. Farage gründete mit anderen die UKIP. Charisma und Redebegabung ließen ihn schnell aufsteigen. 1999 ergatterte der Engländer einen Sitz im Europaparlament, 2006 übernahm er den UKIP-Parteivorsitz.
Angriffslust auf britische Politik
Der Versuch, 2010 bei der britischen Unterhauswahl Parlamentssitze zu erringen, scheiterte. UKIP bekam nur drei Prozent der Wählerstimmen. Die Schlagzeilen am Wahltag dominierte Farage trotzdem: Ein kleines Flugzeug mit dem Politiker an Bord stürzte ab. Das UKIP-Banner, das es hinter sich herzog, hatte sich im Heckruder verfangen. Bilder zeigen, wie Farage blutüberströmt vom Wrack wegtaumelt.
Doch auch das konnte seine Angriffslust auf die britische Politik nicht stoppen. Weitgehend schadlos navigiert Farage durch Skandale. Es ging um Ausgaben von Parlamentariern, Rassismus- und Sexismusvorwürfe, Rangeleien, angebliche Affären. Farage punktet trotzdem immer wieder, wenn er gegen die Brüsseler Bürokratie wettert oder die angeblich verlorene Kontrolle über die Zuwanderung beklagt.
Sehen Sie Farage hier beim Stänkern nach dem Brexit:
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