Nico Rosberg hat nach einem verbotenen Funkspruch bei der Formel-1-Heimparty von Lewis Hamilton seinen zweiten Platz verloren und liegt in der WM-Wertung nur noch einen Zähler vor seinem Mercedes-Stallrivalen. Rund vier Stunden nach Hamiltons drittem Großbritannien-Erfolg in Serie verkündeten die Rennkommissare eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe, durch die Rosberg auf den dritten Platz fiel und in der Rennwertung hinter dem neuen Zweiten Max Verstappen von Red Bull geführt wurde.
Die Stewards sahen es als erwiesen an, dass Rosberg via Funk verbotene Hilfe erhalten und damit gegen Artikel 27.1 der Sportlichen Regularien verstoßen habe. Mercedes legte jedoch nur kurz nach der Veröffentlichung des Urteils Einspruch ein.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Formel-1-Titelverteidiger Hamilton längst den Stresstest im Dauerduell der Mercedes-Rivalen bestanden und sich beim Bad in der Menge von seinen Fans auf Händen tragen lassen. «Ich könnte einen elektrischen Schock versetzen, so viel positive Energie steckt hier», meinte der rundum glückliche Hamilton nach dem 47. Karrieresieg. «Ich habe mich an diesem Wochenende stärker denn je im Auto gefühlt.»
Von Partystimmung konnte bei Rosberg keine Rede sein, die Hinweise von der Box auf ein Getriebeproblem und die notwendigen Gegenmaßnahmen brockten ihm Ärger ein. «Das war ein sehr ernstes Getriebeproblem, ich wäre fast stehen geblieben auf der Strecke», verteidigte Rosberg die Maßnahme seines Teams. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war von der Rechtmäßigkeit überzeugt gewesen, hatte vor der Sanktionierung aber angeregt: «Ich denke, dass die Regeln einer Präzisierung bedürfen.»
Chancenlos gegen Stallgefährten
Eine Woche nach dem Crash von Österreich und den heftigen internen Debatten um Verhaltensregeln für die Silberpfeil-Fahrer war Rosberg im Rennen chancenlos gegen den Stallgefährten gewesen. Nach einem langen Zweikampf mit Red-Bull-Youngster Max Verstappen hatte er sich zwar noch Platz zwei geschnappt und diesen trotz technischen Problemen auf den Schlussrunden verteidigt, könnte aber nun schon in zwei Wochen in Ungarn die Gesamtführung verlieren.
Für den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel setzte sich im zehnten von 21 Saisonläufen die Serie von Enttäuschungen fort. Wie schon in Österreich musste der Hesse wegen eines Getriebewechsels fünf Plätze weiter hinten starten und kam nicht über Platz neun hinaus, nachdem er zudem noch wegen eines überharten Überholmanövers eine Zeitstrafe kassierte. «Das war nicht unser Tag, es waren nicht unsere Bedingungen. Das Auto war schwer zu fahren», erklärte Vettel.
In der Gesamtwertung rutschte der 29-Jährige damit auf Rang fünf hinter Teamkollege Kimi Räikkönen und Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo zurück. Als Siebter sicherte sich auch der Rheinländer Nico Hülkenberg im Force India noch sechs WM-Punkte. Dagegen war für Pascal Wehrlein im Manor das Rennen schon nach sieben Runden beendet, nachdem er auf der feuchten Piste ins Kiesbett gerutscht war.
Nach den Ereignissen von Spielberg war das erste Rennen unter verschärften Verhaltensregeln für Hamilton und Rosberg mit Spannung erwartet worden. Einmal mehr stand das Duo in der ersten Startreihe nebeneinander, für den Fall einer erneuten Kollision hatte die Teamführung beiden knallharte Konsequenzen angedroht. Doch das Duell in der ersten Kurve fiel aus. Weil es bis kurz vor Rennbeginn heftig geregnet hatte und große Wasserpfützen auf der Strecke standen, ordneten die Rennkommissare einen Start hinter dem Safety Car an.
Für Spannung sorgte dann vor allem der Kampf zwischen Verstappen und Rosberg um Rang zwei. Immer wieder attackierte der Deutsche den 18 Jahre alten Niederländer, doch Verstappen verteidigte sich lange sehr geschickt, ehe er in Runde 39 dem Mercedes nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Rosberg machte sich danach zwar noch an die Aufholjagd auf den enteilten Hamilton. Doch fünf Runden vor Ende bemerkte er plötzlich ein Getriebeproblem. «Benutze nicht den siebten Gang», sagte ihm sein Renningenieur. Am Ende erwies sich dieser Hinweis als folgenschwer.
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