Vermögende haben in den vergangenen Jahren neue Wege beschritten, um ihren Reichtum vor dem Zugriff des Fiskus zu bewahren. Statt Depoteinlagen werden vornehmlich Portfolioinvestitionen bevorzugt. Die Anlagen in Wertpapieren in den Steuerparadiesen seien zwischen 2010 und 2014 von 27 Prozent auf 46 Prozent gestiegen, hauptsächlich auf den Kaiman-Inseln. Die Depoteinlagen seien um 13 Prozent zurückgegangen. Das ergab eine Studie von Sarah Godar von der Berliner „School of Economics“ und Hannes Fauser von FLB im Auftrag des deutschen EU-Abgeordneten Sven Giegold und seines belgischen Parlamentskollegen Philippe Lamberts.
Der französische Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Zucman schätzt das Vermögen von Privatpersonen in den Steuerparadiesen auf 7.600 Milliarden Dollar. 6.100 Milliarden Dollar entfallen auf Wertpapiere.
Komplexe Steuerfluchtmethoden
Godar und Fauser untersuchten die Auswirkungen der von den G20-Staaten im März 2009 in Folge der Finanzkrise ergriffenen Maßnahmen gegen Steuerflucht und Steuerbetrug. Die Maßnahmen hätten vor allem kleinere Steuerbetrüger abgeschreckt. Die Großen seien in der Lage, komplexere Steuerfluchtmethoden zu nutzen, so die beiden Studienautoren laut „Le Soir“ am Mittwoch.
Einige Steuerparadiese hätten ihr Geschäftsmodell geändert, so etwa die Kaiman-Inseln, die sich auf institutionelle Anleger und Portfolioinvestitionen spezialisiert haben. Dennoch blieben sie ein wichtiges Offshore-Zentrum neben der Schweiz, Luxemburg und Hongkong.
Zu den infolge der Finanzkrise 2008 vereinbarten Maßnahmen gegen Steuerflucht und -betrug gehört der Informationsaustausch zwischen den Steuerbehörden. 51 Staaten stimmten 2014 dem automatischen Austausch zu. Die Schweiz und Hongkong werden 2018 nachziehen.
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