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Vorwärts geht noch

Vorwärts geht noch
(Alain Rischard/editpress)

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Luxemburg kann sich trotz aller Gefahr positiv entwickeln

Natürlich sind wir Nice, wie wir Charlie, Paris und Brüssel waren; morgen ist Europa, ist die zivilisierte Welt vielleicht „Luxemburg“, denn wieso wäre auszuschließen, dass der Terror, der sich als Vergeltung versteht, auch „uns“ heimsuchte?
Nur die große Politik, die ganz große, könnte Frieden und Sicherheit schaffen in einer Welt, in der es dafür aber menschlicher, sozial gerechter zugehen müsste. Immer noch ist Not die Wurzel allen Übels: Sie hat u.a. die Aufruhr im Schlepptau, die in Revolutionen mündet wie die französische von 1789, aber auch die Barbarei, wie wir sie gegenwärtig erleben.

Im kleinen Luxemburger Raum hat die Politik es in jahrzehntelanger Arbeit verstanden, das Verbindende statt das Trennende zu fördern, und der Lohn dafür ist das generell doch recht friedliche Zusammenleben. Es gelang sogar, tiefe Krisen in wahrer nationaler Solidarität zu überwinden: die Besatzung von 1940 bis 1945 und die Arbed-Katastrophe von 1976 bis 1986; beide Male stand die Existenz des Landes auf dem Spiel.
Aber wie geht es weiter? Welche Zukunft bereiten die jetzt führenden Generationen den heranwachsenden vor, den Prima-Diplomierten etwa, die so prächtig in der Presse strahlen?
Nun, die Antwort ist zweiteilig.

Erstens muss allen Beteiligten klar sein, dass Luxemburg sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem westlichen Bündnissystem angeschlossen hat, das alle Bereiche umfasst, den militärischen (NATO) genauso wie den politisch-wirtschaftlichen (EU).
Dieses Bündnissystem zeitigt die Großwetterlage mit allen Hochs und Tiefs. Bislang konnten die Partner nicht klagen; sie kamen alle voran, wenn Lebensstand und Lebensqualität als Messlatte gegenüber 1950 gelten. Allerdings ist „der Westen“ inzwischen an heißen und kalten Konflikten beteiligt, die z.T. außer Kontrolle geraten, wie diejenigen im Nahen und Mittleren Osten. Die Spannungen mit Russland sind alles andere denn hilfreich in dieser gefährlichen Phase.

Zweitens, und dann wären wir auf dem festen Luxemburger Boden, bleibt der luxemburgischen Politik trotz Washington, Brüssel, Berlin und Paris ein schöner Spielraum. Weiß die Regierung ihn im besten Interesse des Staates, unserer Solidargemeinschaft, zu nutzen?

Der geschickte Umgang mit den äußerst schwierigen Problemen, die sich aus der alten, plötzlich angeprangerten Steuerpraxis ergaben, wirkt irgendwie beruhigend. Da kamen nach der CSV-Zeit neue Politiker an die Hebel, die behutsam zu manövrieren verstehen.

Der noch vor kurzem völlig lädierte Ruf Luxemburgs ist dabei, sich zu verbessern; es konnte bewiesen werden, dass „wir“ nicht schmarotzen wollen, sondern ehrliche Makler im Top-Finanzbusiness sind.

Innenpolitisch geht die Koalition bei delikaten Reformen nicht mit dem Brecheisen vor, sondern mit Vernunft. Gute Beispiele dafür sind die korrekt ausdiskutierten Reformen auf dem sozialen Feld (sogar der OGBL kann einiges mittragen!), in der Steuerpolitik und auch in Sachen Trennung von Kirche und Staat.
Letztere Frage, ein besonders heißes Eisen, darf nicht zum totalen Bruch und zur Blockbildung führen. Jede Seite muss Verständnis für die Position der anderen aufbringen; dafür, für dieses Verständnis, sind die Voraussetzungen geschaffen.
Warum sollte man in ein paar Jahren eine Koalition auswechseln, die rundherum gut arbeitet? Nur um den schon wieder unersättlichen CSV-Appetit zu befriedigen?
Es gibt andere Prioritäten in und für Luxemburg.