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«Giftige» Raketen über Aleppo

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In Syrien soll erneut Giftgas eingesetzt worden sein, Menschenrechtorganisationen zeigen sich besorgt.

Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) zeigte sich am Mittwochabend «besorgt» über Berichte, wonach bei einem Luftangriff nahe der umkämpften Stadt Aleppo angeblich Chlorgas eingesetzt wurde. Syrische Rebellen machten die Regierungstruppen für den Angriff im Dorf Sarakeb verantwortlich. Syriens Verbündeter Russland und die syrischen Staatsmedien gaben dagegen den Rebellen die Schuld. Die OPCW gehe allen «glaubwürdigen Berichten» über Chemiewaffeneinsätze nach, erklärte OPCW-Direktor Ahmet Üzümcü in Den Haag. Die internationalen Konventionen untersagten den Einsatz von Chemiewaffen «unter allen Umständen».

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuvor berichtet, in Sarakeb rund 50 Kilometer südlich von Aleppo hätten 24 Menschen nach einem Fassbombenangriff über Atemnot geklagt. Die Fässer waren demnach von Helikoptern der Regierungstruppen abgeworfen worden. Nach Angaben von Einwohnern enthielten sie Chlorgas. Dies bestätigte die Beobachtungsstelle, deren Angaben von unabhängiger Seite de facto nicht überprüfbar sind, zunächst nicht. Nach Angaben der Rebellen ereignete sich der Angriff unweit des Ortes, an dem am Montag fünf russische Soldaten beim Abschuss ihres Hubschraubers getötet worden waren.

«Glaubwürdige Berichte»

Russland gab dagegen den Rebellen die Schuld: Die Gruppe Nureddin al-Senki habe bei einem Angriff auf ein von den Regierungstruppen kontrolliertes Viertel in Aleppo am Dienstag Raketen mit einem «giftigen Mittel» eingesetzt, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau ohne genauere Angaben. Dabei seien sieben Menschen getötet worden. 23 weitere seien mit Atemproblemen und Atemwegsverbrennungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Militärvertreter laut der Nachrichtenagentur Tass. Syrische Staatsmedien hatten am Dienstag berichtet, dass fünf Menschen getötet und acht weitere verletzt worden seien, als Rebellen Raketen mit Giftgasen abgefeuert hätten. Die OPCW überwacht die Einhaltung der internationalen Konvention zum Verbot von Chemiewaffen.

Syriens Machthaber Baschar al-Assad hatte im Oktober 2013 der Vernichtung sämtlicher Chemiewaffen seines Landes zugestimmt, um einen US-Militäreinsatz abzuwenden. OPCW-Experten zerstörten daraufhin die bekannten syrischen Bestände. Die OPCW beklagte in den vergangenen Monaten jedoch immer wieder den Einsatz von Sarin, Senfgas und Chlorgas in Syrien. Aktivisten kritisierten, dass die OPCW die Urheber der Angriffe nicht klar benenne. Der Konflikt in Syrien begann im Frühjahr 2011 mit zunächst friedlichen Protesten gegen Assad, die jedoch niedergeschlagen worden. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in dem bereits mehr als 280.000 Menschen getötet wurden.