Depakine ist ein Medikament, das häufig zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird. Es kam in den 1960er Jahren auf den Markt und wird auch in Luxemburg verschrieben. Das Mittel ist aber umstritten. Nun tauchte eine Studie auf, die ausdrücklich vor den Risiken des Mittels für schwangere Frauen warnt. Mehr als 10.000 Frauen in Frankreich sollen zwischen 2007 und 2014 das Medikament genommen haben, ohne dass sie gewarnt wurden, berichtet das Magazin heute.
#Dépakine : un nouveau «scandale sanitaire» ? https://t.co/ewGa2tczeW pic.twitter.com/Kh0kVFhdUl
— iTELE (@itele) 10. August 2016
Laut der Studie können die Folgen für die Kinder aber verheerend sein. Bis zu 40 Prozent der Babys, deren Mütter das Mittel eingenommen hatten, würden an Autismus leiden. Bei bis zu 10 Prozent der Föten kam es zu Missbildungen. Auch wurden Fälle von Konzentrationsschwäche, Sprachprobleme, Dysphasie, Gehschwierigkeiten beim Kind usw. festgestellt, die auf das Antiepileptikum zurückzuführen seien.
Dass Depakine zu Gesundheitsproblemen führen und gefährlich für schwangere Frauen und ungeborene Kinder sein kann, ist schon seit den 1980er Jahren bekannt. In Gruppen in den sozialen Medien und Vereinigungen wird schon lange vor den Risiken gewarnt.
2015 wurde in Frankreich eine Klage gegen den Hersteller des Medikaments Sanofi eingereicht. Die EU reagierte auf die anhaltende Kritik. Seit dem 1. Januar 2016 darf Depakine nicht mehr an Frauen im gebärfähigen Alter verschreiben werden, außer es existiert kein anderes wirksames Mittel.
Zudem muss die Einnahme genauestens mit einem Spezialisten durchgesprochen werden und die Patientin muss im Detail über die Risiken und Nebenwirkungen informiert werden. Bislang würden sich aber nur eine Minderheit der Ärzte an die neuen Regeln halten, so die französische Vereinigung der betroffenen Familien Apesac («Association d’aide aux parents d’enfants souffrant du syndrome de l’anti-convulsivant»).
Gefährliche Substanz
Im Fokus der Kritik steht vor allem die Substanz Natriumvalproat. Sie soll für die Entwicklungsschwierigkeiten bei Kindern von Depakine-Patientinnen verantwortlich sein. Die Zahl der Opfer des Medikaments soll laut Experten bei über 30.000 alleine in Frankreich liegen. Zwischen 2006 und 2014 sollen hier 450 Kinder mit Missbildungen auf die Welt gekommen sein. 2014 nahmen etwa insgesamt 93.000 Frauen das Medikament ein. In Belgien sollen indes zwischen 3.000 und 4.000 Familien vom sogenannten «Valproat-Syndrom» betroffen sein.
Jetzt werden immer mehr Stimmen laut, die eine Aufklärung des Sachverhalts fordern. Bis Klarheit besteht, müsse zudem Depakine vom Markt genommen werden, so Kritiker. Außerdem wird eine drastische Verbesserung der Informationspolitik an die Patienten gefordert.
Die französische Regierung dementiert indes, die Studie unter Verschluss gehalten zu haben. Der erste Teil der Studie werde Ende August der Vereinigung der betroffenen Familien vorgestellt, heißt es. Der Hersteller des Mittels Sanofi wollte keinen Kommentar zu der Angelegenheit abgeben.
In Luxemburg verschrieben
Marcel Bruch vom Luxemburger Gesundheitsministerium zufolge wird Depakine auch in Luxemburg verschrieben. Es sei eines der effizientesten Antiepiletika auf dem Markt. Auf der Verpackung werde vor den Risiken gewarnt, so Bruch weiter.
Das Medikament sei aber alt, betont hingegen ein Neurologe, der nicht genannt werden will. Die Liste der Nebenwirkungen sei lang. Deshalb gebe man mittlerweile anderen Mitteln den Vorzug. Da die Krankheit Epilepsie aber noch nicht ausreichend erforscht sei, würde es nur wenige Medikamente dagegen geben. Aber auch vielleicht weil man mit solchen Mitteln nicht viel Geld verdienen kann, so der Arzt.
Zu Demaart
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