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Im Ungleichgewicht

Im Ungleichgewicht
(Alain Rischard/editpress)

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Ausländische Schüler und das „Lycée classique“

In knapp einem Monat ist es wieder so weit: Für die Kinder und Jugendlichen des Großherzogtums beginnt der Schulalltag. Die diesjährige „Rentrée“ ist insofern speziell, als zwei Reformen des Bildungsministeriums in Kraft treten: Erstens wird der neue Werteunterricht in der Sekundarstufe eingeführt und zweitens öffnet die aggregierte Europaschule in Differdingen im September ihre Türen.

Die Eröffnung der kostenlosen staatlichen Einrichtung verdient eine besondere Aufmerksamkeit, denn sie könnte ein zentrales Element für die Bekämpfung von Ungleichheiten zwischen ausländischen und luxemburgischen Schülern sein. Derzeit ist es nämlich immer noch so, dass eine deutliche Mehrheit der Abiturienten die luxemburgische Nationalität besitzt. Das Verhältnis von Ausländern und Luxemburgern im klassischen Lyzeum ist in einem erschreckenden Ungleichgewicht.

So geht aus dem letzten Bildungsbericht hervor, dass beispielsweise 47,7 Prozent der Luxemburger, jedoch nur 11,4 Prozent der Portugiesen nach der Grundschule in ein „Lycée classique“ wechseln. Unbestritten ist der sprachliche Hintergrund der erklärende Faktor für dieses Ungleichgewicht. Das Sprachenangebot der neuen staatlichen Europaschule ist vor diesem Hintergrund ein zentrales Element, um endlich für mehr Chancengleichheit zu sorgen.
Bildungsminister Claude Meisch erklärte erst vergangene Woche in einem Interview mit dem Tageblatt, dass „viele Schüler, die eine bestimmte Kenntnis nicht erfüllen, häufig im ‹Secondaire technique› landen, obwohl sie auch ein klassisches Lyzeum besuchen könnten“. Die Europaschule bietet eben diesen Schülern die Möglichkeit, ihr Defizit in einer bestimmten Sprache – oftmals der deutschen – aufzufangen. So soll Ausländern sowie Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund geholfen werden, indem der Unterricht mehrheitlich in französischer oder englischer Sprache abgehalten wird und indem bestimmte Klassen auf Französisch alphabetisiert werden. Die Jugendlichen erhalten hierdurch die Möglichkeit, zu zeigen, dass sie durchaus fähig sind, ihr Abitur zu erlangen und eventuell später zu studieren.

Die Eröffnung der Europaschule wird die aktuelle Situation nicht alleine umkehren können. Wichtig ist jedoch, dass die Politik beweist, dass sie das Problem erkannt hat und nun handelt. Denn dass ausländische Jugendliche im Durchschnitt niedrigere Bildungsabschlüsse als junge Leute mit luxemburgischer Nationalität erlangen, ist kein Naturgesetz. Es ist eine traurige Statistik, die umgekehrt werden kann, wenn die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Die Eröffnung einer kostenlosen staatlichen Europaschule ist demnach ein erster Schritt in die richtige Richtung, damit die Nationalität und der Migrationshintergrund die Tür zum Abitur zukünftig nicht mehr verschließen können.