Im August ist die Lebensqualität in Luxemburg deutlich höher als in den meisten anderen Monaten. Kaum Staus, Parkplätze allenthalben, nur wenig Lärmbelästigung durch übermäßigen Verkehr und Baustellen. Viele Daheimgebliebene wünschen sich, dass solche Zustände das ganze Jahr über herrschen. Doch dieser Wunsch wird vorerst nicht in Erfüllung gehen, denn mit dem Beginn der „Schueberfouer“ am heutigen Freitag neigt sich der Kollektivurlaub im Baugewerbe dem Ende zu und spätestens in vier Wochen werden auch die Blechlawinen wieder über die Autobahnen und durch viele Ortschaften rollen.
Damit die Lebensqualität in den Städten und Dörfern sich aber insgesamt verbessern kann, sind die Gemeinden dazu angehalten, bis 2018 einen neuen Flächennutzungsplan (PAG) auszuarbeiten, im Rahmen dessen die Weichen für die zukünftige Entwicklung der jeweiligen Ortschaften gestellt werden. Widerstand gab es bislang in fast allen Gemeinden, in denen bereits ein neuer Flächennutzungsplan vorgestellt wurde, doch nirgends war die Gegenwehr so groß wie in der Hauptstadt. Die Interessenvereine bemängeln die geplante Baupolitik und befürchten eine drastische Verschlechterung der Lebensqualität durch die Zerstörung von Grünflächen.
Auch die Oppositionsparteien im Gemeinderat der Stadt Luxemburg sparten nicht mit Kritik an dem von der blau-grünen Mehrheit entworfenen PAG. Insbesondere LSAP und „déi Lénk“ fordern mehr Sozialwohnungen, damit nicht nur noch Besserverdiener sich eine Unterkunft in der Hauptstadt leisten können.
Sorge bereitet allen Kritikern das hohe Ungleichgewicht zwischen Einwohnerzahl und Arbeitsplätzen. Derzeit leben rund 111.000 Menschen auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg. Demgegenüber werden mehr als 150.000 Arbeitsstellen gezählt. Die Prognosen sehen vor, dass diese Diskrepanz bis zum Jahr 2030 noch größer wird. Dann sollen 150.000 Menschen in der Hauptstadt wohnen und 265.000 dort arbeiten. Befürchtet werden vor allem eine drastische Zunahme des Verkehrsaufkommens und ein weiterer Anstieg der Wohnungspreise.
Das Verkehrsproblem sehen die Verantwortlichen der Stadt Luxemburg durch den Bau der Tram und der Gare Pfaffenthal-Kirchberg gelöst. Ob diese Maßnahmen ausreichen werden, ist jedoch zu bezweifeln. Tatsächlich muss die Frage nach dem Sinn des wirtschaftlichen Wachstums in der Hauptstadt und seinen Auswirkungen auf den Verkehr und das gesellschaftliche Leben gestellt werden. Die von der Regierung angekündigte Dezentralisierung der wirtschaftlichen Entwicklung muss endlich konsequent umgesetzt werden.
In Luxemburg-Stadt sollte aber vor allem mehr erschwinglicher Wohnraum geschaffen werden. Der Vorschlag des „Mouvement écologique“ zur Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft macht in diesem Zusammenhang durchaus Sinn. Zur weiteren Entlastung der überforderten staatlichen Wohnungsbaugesellschaften „Fonds du logement“ und „Société nationale des habitations à bon marché“ sollten zudem alternative Wohnformen gefördert werden. Im Rahmen von Syndikaten und Kooperativen könnten so auch Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen eine (dauerhafte) Bleibe in der Hauptstadt finden. Auf diese Weise könnte endlich wieder gutes und richtiges Leben in die Pendlerstadt Luxemburg einkehren.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können