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Mia san mia

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Fußball und Kommerz

Olympia ist Vergangenheit, und der Fußball kann wieder in den Mittelpunkt rücken. In Luxemburg rollt das Leder schon seit Anfang des Monats, des Luxemburgers liebste Liga startet allerdings erst heute Abend (26.8.2016) in die neue Saison. Es werden Hunderte sein, die sich vom Großherzogtum aus in Richtung München aufmachen, um beim Saisonstart dabei zu sein.

Hört man dieser Tage Radio, geht man auf die „Fouer“ oder liest man die Posts in den sozialen Netzwerken, dann kommt man nicht um die Feststellung herum, dass die Luxemburger inzwischen bayrischer als die Bayern sind. Aus „Mir wëlle bleiwen, wat mir sinn“ ist in den letzten Jahren „Mia san mia“ geworden. Während man in Frankreich über den Burkini streitet, liegen in unseren Geschäften bereits jetzt Dirndl und Lederhose für die Zeit der Oktoberfeste zum Kauf bereit.

Aber Spaß beiseite: Mit der Bundesliga beginnt nun auch die letzte der großen Meisterschaften Europas. Man misst sich in Deutschland mit der englischen Premier League, die dem Rest des Kontinents durch einen wahnwitzigen TV-Vertrag zumindest finanziell um Lichtjahre entrückt ist. Das wollen die deutschen Vereinsbosse nicht einfach so hinnehmen, sodass unter dem Deckmantel der Chancengleichheit auf internationaler Ebene die Kommerzialisierung des Fußballs vorangetrieben wird. Um mehr Geld für den Fernsehvertrag zu erhalten, werden die Spieltage weiter zerstückelt, auch am fanunfreundlichen Montag wird in dieser Saison mehrmals gespielt.

In einem bemerkenswerten Interview mit der Stuttgarter Zeitung brachte es der renommierte Fanforscher Gunter A. Pilz auf den Punkt. Er sieht den Fußball „am Scheideweg. Er muss die Balance hinkriegen zwischen denen, die eine soziale und kulturelle Verwurzelung bewahren wollen, und denen, die den Fußball mehr und mehr als Event verstehen“. Man dürfe die Schraube nicht überdrehen, so das Fazit. Eben so wie in England, wo von der legendären Stimmung in den Stadien so gut wie nichts mehr übrig geblieben ist, weil der Stadionbesuch für große Teile der Bevölkerung schlicht und einfach unerschwinglich geworden ist. Und das nur, damit die Klubs Ablösesummen im dreistelligen Millionenbereich bezahlen und dem kickenden Starpersonal bis zu 200.000 Euro Wochensalär bieten können. „Krabbenbrötchenpublikum, das zum Fußball geht, um gesehen zu werden“, nennt Pilz die neuen Zuschauer in der Premier League.

Es geht im Fußball um Geld, und zwar überall. Gestern wurde am Rande der Champions-League-Gruppenauslosung über die Reform des Wettbewerbs diskutiert, der die hemmungslose Kommerzialisierung des Fußballs mit seiner Gründung vor 26 Jahren einleitete. Ab der Saison 2018/2019 sollen die vier Topligen Europas vier feste Startplätze in der Gruppenphase erhalten. Dadurch soll sie „für Fans, Sponsoren und TV-Sender attraktiver werden“, also mehr Einnahmen generieren. „Mia san mia“-Chef Rummenigge spricht Klartext: „Ob die Einführung des Champions Path, der jedem Meister Europas, auch aus kleinen Verbänden, die Chance gibt, an der Champions League teilzunehmen, richtig war, muss seriös diskutiert werden.“ Im Fall einer solchen Reform blieben noch 16 Startplätze für die restlichen 50 der UEFA angeschlossenen Länder übrig.

Die Zweiklassengesellschaft im Fußball ist längst Realität. Nicht nur in der Bundesliga, sondern in ganz Europa. Der Kleine hat kaum eine Chance mehr gegen den Großen, dabei sind im Sport doch gerade die Überraschungen das Salz in der Suppe. Eine schlechte Nachricht für Luxemburg, außer natürlich, man hält es mit den Bayern.