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Köpfe statt Muskeln

Köpfe statt Muskeln
(Alain Rischard/editpress)

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Industrie in Luxemburg

In Luxemburg wurde in diesem Jahr bereits kräftig in die Industrie investiert. Vier größere Investitionen stimmen sowohl den Wirtschaftsminister als auch den Industriellenverband Fedil zuversichtlich. Zu Recht.
Der Chemieriese DuPont investierte 350 Millionen Euro. Euro-Composite aus Echternach investierte 61 Millionen Euro. Der Yoghurt-Produzent Fage errichtet für 100 Millionen Euro sein erstes Werk im Land. Letzte Woche dann kündigte der Etikettenhersteller Avery Dennison aus den USA an, sein Werk in Rodange für 65 Millionen Dollar zu erweitern. Insgesamt wurden also rund 570 Millionen Euro investiert. Wahrscheinlich wird es nicht dabei bleiben. Wirtschaftsminister Etienne Schneider kündigte bereits an, mit einem Pharmaunternehmen gesprochen zu haben, das eventuell nach Luxemburg kommen wolle. Fedil-Direktor René Winkin spricht weiterhin von Modernisierungsarbeiten in vielen Betrieben. Der Grund für den aktuellen Ausbau scheint schnell ausgemacht. Avery-Dennison-Luxembourg-Chefin Séverine Marquet sagte gegenüber dem Tageblatt: „Wir haben die maximale Auslastung unserer Maschinen erreicht und brauchen neue.“

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Der Wirtschaftsminister zählte die Investitionen in der letzten Woche sichtlich erfreut auf. Auch die Industriellenvereinigung Fedil rückt die Investitionen in den Fokus. In einer Pressemitteilung konstatiert sie: „Die Industrie in Luxemburg hat sehr wohl eine Zukunft.“ Natürlich ist das verarbeitende Gewerbe heute ein gänzlich anderes als noch vor 100 Jahren zu Zeiten des Bergbaus und der Stahlindustrie. Die Industrie hat in der luxemburgischen Wirtschaft nicht mehr den Stellenwert, den sie einmal hatte. Sie ist hinter den Finanzsektor gerückt, der heute den größten Batzen im BIP ausmacht. Auch sonst hat sich die Industrie verändert. Moderne Fabriken sind blitzeblank und hoch automatisiert. Der Anteil gering qualifizierter Arbeiter geht tendenziell zurück. Immer mehr Ingenieure, Chemiker, Elektrotechniker und IT-Spezialisten werden benötigt. In der Politik geht die Rede von einer Industrie, die der heutigen Wissensgesellschaft angepasst ist.

Die Industrie hat in Luxemburg tatsächlich eine Zukunft. Industrie kann auch in Luxemburg Arbeitsplätze schaffen. Nur ist das Bild vom Stahlarbeiter in seinem silbernen, feuerfesten Anzug – was Luxemburg angeht – nicht mehr sinnbildlich für das, was die Industrie im Kern ausmacht (auch wenn dieser Arbeitsplatz immer noch existiert).
In der (luxemburgischen) Fabrik von heute erledigen Maschinen das, was früher durch Muskelkraft geleistet wurde. Moderne Industriearbeiter programmieren Roboter, sie entwickeln neue Produkte, sie befassen sich mit Logistik.
Dafür braucht die Industrie erstens Investitionen – und die tätigt sie. Die neuerlichen Investitionen sind wenigstens ein Indiz dafür. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dann muss die Industrie geschickt in Zukunftssektoren investieren – ob die gewählten Sektoren die richtigen sind, kann nur die Zeit zeigen. Dann braucht sie motivierte, gut ausgebildete Fachkräfte. Die Industrie braucht heute mehr Köpfe als Muskeln.