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Das Stehaufmännchen

Das Stehaufmännchen
(Alain Rischard/editpress)

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Weshalb Trump trotz Schlappe nach TV-Duell politisch lebt

Kommunikationswissenschaftlern stehen die Haare zu Berge, normale Zuschauer fühlten sich entertaint, als ob sie bei einem politischen Mixed-Martial-Arts-Kampf live in der Arena dabei wären: Die amerikanische Infotainmentkultur hat einen neuen Höhepunkt im TV-Duell zwischen Donald Trump und Hillary Clinton gefunden. Man muss arg bieder sein, um den unterhaltsamen Charakter des Schauspiels nicht klammheimlich ein wenig zu genießen.
Doch im Kern hat die seit zwei Jahrzehnten bestehende Kritik immer noch Bestand: Es kommt immer weniger auf die Substanz und zunehmend auf visuelle, oberflächliche und rhetorisch plumpe Stilmittel an. Wenn CNN beide Kandidaten aus nächster Nähe filmt und jeder noch so unbedeutende Gesichtsausdruck zum Politikum wird, werden Zuschauer quasi dazu verführt, mehr auf die zwischenmenschliche Chemie der beiden Kandidaten als auf die Stichhaltigkeit ihrer Argumente zu achten. Wieso aber ein ohnehin durchkommerzialisiertes US-Mediensystem, das sich nicht so schnell ändern wird, weiter fokussieren?

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Bleibt die Frage, wie viel Substanz die Kandidaten also wirklich zu bieten hatten. Nach einer eigentlich ausgeglichenen ersten Viertelstunde zeigte sich schnell und sehr deutlich, weswegen Trump das Wissen und die emotionale Intelligenz fehlen, um jemals ein ernst zu nehmender US-Präsident zu sein. Sein Temperament verleitete ihn nicht ein- oder zweimal zu einem leidenschaftlichen Zwischenruf oder Anti-Establishment-Plädoyer: „The Donald“ hatte sich rund 25-mal nicht im Griff. 25-mal unterbrach der republikanische Präsidentschaftskandidat Clinton forsch und ohne Rechtfertigung. Er zeigte Nerven, fehlten ihm doch die Argumente. Dort, wo die demokratische Kandidatin trocken, aber souverän ihre außenpolitische Linie darlegte, antwortete Trump mit haarsträubenden Floskeln à la: „Kein Wunder, dass du dein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht hast, gegen den IS zu kämpfen.“ Die Debatte war eine Fundgrube für Faktenchecker. Nicht ohne Grund kursierten schnell in den sozialen Medien Parodien auf Trump, getreu dem Motto: „Ich lüge schneller, als du Fakten checken kannst.“

Was bleibt also von diesem sehr ungleichen Duell, das bislang Bekanntes bestätigt hat? Eigentlich nur die Erkenntnis, dass Trump entgegen aller Hoffnungen oder Befürchtungen – je nach Perspektive – kein brillanter Politstratege ist. Er hat die amerikanische Politkultur eiskalt ausgenutzt, um seine Rivalen auszuschalten. Von dem vielfach vermuteten Kurswechsel fehlte jedoch jegliche Spur. Die Bilanz nach dem ersten TV-Duell verstärkt somit die Eindrücke aus den Primaries: Clinton hat das Format und Können für den Job, glänzt jedoch durch alles außer Charisma. Trump ist seinerseits eindeutig der von Emotionen gesteuerte, miserabel vorbereitete Schwätzer, der zwar die Gunst vieler Wähler gewinnen kann, aber nicht durch eine politische Gesamtstrategie zu überzeugen weiß.
Die Vergangenheit hat jedoch etwas bewiesen: Jedes Mal, wenn man Trump abgeschrieben hat, kam es zur Rückkehr des Stehaufmännchens.