Der in eine israelische Flagge gehüllte Sarg mit dem Leichnam des Friedensnobelpreisträgers stand aufgebahrt auf einem Platz vor der Knesset. Staatspräsident Reuven Rivlin, Regierungschef Benjamin Netanjahu und Parlamentspräsident Juli Edelstein legten Kränze am Sarg nieder und verneigten sich. Tausende weitere Trauernde unterzogen sich dann Sicherheitskontrollen, um ebenfalls vorgelassen zu werden.
Die Fahnen waren auf Halbmast. Alle zur Knesset führenden Straßen waren abgesperrt, auf dem Weg zum Parlament wurden Shuttledienste eingerichtet. Auch der frühere US-Präsident Bill Clinton verneigte sich vor dem Sarg. Er hatte in den 90er Jahren gemeinsam mit Peres und Arafat um eine Friedenslösung gerungen und die Oslo-Verträge mit vorangebracht. Unmittelbar nach dessen Tod hatte er Peres als «ein Genie mit großem Herzen» bezeichnet.
Großherzog Henri aus Luxemburg
Am Freitag findet auf dem Herzlberg in Jerusalem die Beerdigung mit Staatsgästen aus aller Welt statt. Erwartet wurden unter anderen Großherzog Henri aus Luxemburg, US-Präsident Barack Obama, sein Vorgänger Clinton, der französische Staatschef François Hollande, Bundespräsident Joachim Gauck und der britische Thronfolger Prinz Charles. Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte nach Angaben ranghoher palästinensischer Politiker seine Teilnahme zu. Für die Dauer der zwei Trauertage sind 7000 Polizisten im Einsatz. Israels Polizeichef Roni Alscheich sprach von einer «beispiellosen Sicherheitsoperation».
Peres war am Mittwoch im Alter von 93 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Er gehörte zur Generation der Gründerväter Israels und war von 2007 bis 2014 Präsident seines Landes. Im Jahr 1994 erhielt er als einer der Förderer des Osloer Friedensabkommens den Friedensnobelpreis gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Jizchak Rabin und Palästinenserführer Jassir Arafat. Mit 29 Jahren wurde Peres von seinem politischen Ziehvater, Staatsgründer David Ben Gurion, zum Generaldirektor im Verteidigungsministerium ernannt.
Geheimes israelisches Atomwaffenprogramm
Mit französischer Unterstützung fädelte er das bis heute geheime israelische Atomwaffenprogramm ein. 1959 wurde er erstmals ins Parlament gewählt und vertrat jahrelang eine harte Linie gegenüber den Palästinensern. Zweimal war der Sohn eines Holzhändlers Regierungschef, je dreimal Verteidigungs- und Außenminister. Peres saß 48 Jahre lang für drei verschiedene Parteien in der Knesset und gehörte 16 Regierungen an. 19 Jahre lang führte er die israelische Arbeitspartei.
Lange Zeit trat er als Falke auf: So hatte Peres 1975 als Verteidigungsminister im Widerspruch zur Haltung seiner Arbeitspartei ultranationalistischen Siedlern Rückendeckung gegeben, welche die ersten drei jüdischen Siedlungen im Herzen des Westjordanlands errichteten. Später verschrieb sich Peres zur Beilegung des Nahost-Konflikts der Zweistaaten-Lösung: «Einen jüdischen Staat mit dem Namen Israel an der Seite eines arabischen Staats namens Palästina, die sich nicht bekämpfen, sondern Seite an Seite in Freundschaft und Zusammenarbeit leben.»
Seine letzte Ruhe wird Peres auf dem Herzlberg finden, wo viele israelische Politiker beigesetzt sind, unter ihnen auch der 1995 von einem jüdischen Rechtsextremisten in Tel Aviv ermordete Rabin.
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