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Sein oder nicht sein

Sein oder nicht sein

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Das Wichtigste zuerst, dann alles Wichtige.

Natürlich ist die Diskussion über den Stellenwert des Luxemburgischen im heutigen Luxemburg wichtig.
Jede Sprache ist ein Instrument, un outil, a tool, das die zwischenmenschliche Verständigung ermöglicht. Wie weit die Verständigung tatsächlich geht – gemeint ist hier die Qualität der Verständigung –, hängt zuvorderst davon ab, was die Sprache kann und was die Sprecher (oder Schreiber) können. Alle Sprachen sind in ihrem gegenwärtigen Zustand das Ergebnis langer, unterschiedlicher Entwicklungen, Übersetzungen bleiben sogar für Profis schwierig und das Dolmetschen per Computer ist erst ein Lallen.

Wir Luxemburger sind in der glücklichen Lage, mit den allermeisten Zugewanderten und Pendlern mit Französisch oder Deutsch auszukommen, im Beruf und privat; Englisch, Portugiesisch, Italienisch, Serbokroatisch werden für jüngere Luxemburger immer weniger fremd, und umgekehrt lässt sich feststellen, dass viele Ausländer sich mutig ans Lëtzebuergesch heranwagen.

Wer sich darüber freut, staunt aber über die Verbissenheit, mit der gerade ein Sprachenkonflikt konstruiert wird, der dem Land umso weniger bringt, als es sich mit der Welt und der EU in einem nie da gewesenen Umbruch befindet.
Das vergleichsweise gute Leben in Luxemburg hängt zunehmend von der Leistung erfolgreicher Wirtschafts- und Finanzunternehmen ab. Spätestens seit der Krise von 2008/2009 ist klar, dass kein Nachbar oder Partner einem ins ökonomische Desaster treibenden Luxemburg helfen würde. Die Unsolidarität der EU mit dem griechischen Volk, auch jetzt noch, während des Flüchtlingsdramas, offenbart die soziale Kälte des Gefüges, das „Verlierer“ abstraft und fallen lässt.

Also müssen wir Luxemburger mit aller Konsequenz, ohne uns ablenken zu lassen von Meinungsverschiedenheiten über das Vermögen von Kirchenfabriken und Lëtzebuergesch als erste Amtssprache, dafür Sorge tragen, dass die Grundlage von Sein oder Nichtsein des unabhängigen Staates, die Wirtschaft, zukunftsfähig bleibt.
Zukunftsfähig im Rahmen eines soliden Regelwerks, das den Unternehmen und den Beschäftigten gefallen kann: eine Herausforderung an die Politik, die Forschung, die Investoren, die Arbeitskräfte, gleich, wo sie herkommen!
Das 1839 von einer Londoner Konferenz geschaffene Luxemburg war ein Staat, der den Großmächten in ihren damaligen Kram passte, aber von der Luft leben sollte. Der Stahl, dann die neuen Industrien, dann Europa und heute der riesige Finanz- und Dienstleistungssektor sicherten und sichern das Überleben; daran haben Zufall und Glück gewiss ihr Verdienst, doch Chancen wollen genutzt werden: Gute Politiker sind in unserem, dem Luxemburger Fall, die erste und wichtigste Voraussetzung für „alles“.

Im Oktober 2017 kommen Gemeindewahlen, im Oktober 2018 Kammerwahlen, im Juni 2019 Europawahlen. Drei Jahre Wahlkampf, drei Jahre Abkehr vom Wichtigsten, eine Katastrophe! Weil das andere, das vielleicht Griffigere, in breiteren Kreisen leichter beim Wähler ankommt?

Andersrum gefragt: Schlägt demnächst die Stunde des Luxemburger Populismus, der naturgemäß eine Variante des deutschen à la AfD wäre?

Es gibt dafür erste Zeichen, nicht nur bei der ADR.
Die Regierung, der wir in den die Zukunft bestimmenden Disziplinen gerne eine vortreffliche Leistung bescheinigen, sollte dennoch auf Kurs bleiben, denn es ist der richtige.