Nächster Halt: Roter Planet. In einem schwierigen technischen Manöver hat sich eine europäisch-russische Raumsonde von einem Satelliten getrennt und Kurs auf den Mars genommen. «Schiaparelli» habe nach siebenmonatigem Flug vom Forschungsapparat «Trace Gas Orbiter» (TGO) abgedockt, teilte Europas Raumfahrtbehörde Esa am Sonntag über die Expedition ExoMars mit. Das 600 Kilogramm schwere Modul soll an diesem Mittwoch auf dem Mars landen und Daten senden – eine Premiere für Europas Raumfahrt. Der Satellit TGO verbleibt im Orbit und erforscht unter anderem die Atmosphäre.
Weil wichtige Zusatzdaten nach der Trennung zunächst ausblieben, berief Flugdirektor Michel Denis eine Beratung ein. Nach bangem Warten teilte die Flugleitung dann mit: «Telemetriedaten laut und klar. Schiaparelli ist frei und unterwegs zum Mars.»
Suche nach Leben im All
Mit dem mehrere Milliarden teuren ExoMars-Projekt suchen Russland und Europa nach Hinweisen auf Leben auf dem Wüstenplaneten. In einer zweiten Phase wollen die Partner 2020 ein Forschungsfahrzeug zu dem Himmelskörper schicken. Die Raumfahrtagenturen Esa und Roskosmos sehen ihr Projekt auch als Beweis dafür, dass Kooperation zwischen Ost und West in politisch schwierigen Zeiten möglich ist.
Der Forschungssatellit und das Testlandemodul waren Mitte März vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Nach siebenmonatiger Huckepack-Reise zündete die Flugleitzentrale ESOC in Darmstadt am Sonntag per Funkbefehl die Sprengbolzen, um das Sondenpaar zu trennen. «Ein Federmechanismus drückt dann Schiaparelli sanft weg und sorgt für eine Rotation um seine Achse – so wird sichergestellt, dass das Modul nicht ins Taumeln gerät oder rückwärts in die Mars-Atmosphäre eintritt», teilte die Esa vorab mit.
Signal braucht zehn Minuten
Da das Signal der Sonde fast zehn Minuten benötigt, um die Millionen Kilometer zur Erde zurückzulegen, herrschte zunächst Unklarheit über das Manöver. Das Abkoppeln galt als eine der schwierigsten Hürden der Expedition. «Schiaparelli» ist nach dem italienischen Mars-Forscher Giovanni Schiaparelli (1835-1910) benannt.
Als Beginn eines «neuen Zeitalters der Mars-Exploration» sieht Esa-Chef Jan Wörner das Projekt. «Der Mars hat Zeiten erlebt, in denen das Entstehen von Leben möglich gewesen sein könnte. So findet man dort noch heute Wasser. Die Frage, ob es Leben gab oder gibt, ist daher von großem Interesse», meinte der Deutsche vor kurzem.
Sein russischer Partner Igor Komarow von Roskosmos äußerte sich zuversichtlich, dass die Mission ein Erfolg wird. «Nur durch Zusammenarbeit kommen die besten technischen Lösungen für herausragende wissenschaftliche Ergebnisse zustande», sagte er. Für beide ist der für 2020 geplante Mars-Rover das Herzstück von ExoMars.
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