Die türkische Luftwaffe hat bei einem Angriff nördlich der umkämpften Stadt Aleppo bis zu 200 syrisch-kurdische Kämpfer getötet. Die Flugzeuge hätten in der Nacht zu Donnerstag 18 Ziele der Rebellen in der Region Maarat Umm Hausch ins Visier genommen, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
Die USA sehen in den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) in Syrien die effektivste Kraft im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Die gut ausgebildete und organisierte Rebellengruppe ist seit 2015 Partner der USA im Kampf gegen die Extremisten. Damals befreiten sie die Stadt Kobane.
Anschlagsserie
Ankara betrachtet die syrisch-kurdischen Truppen dagegen als Ableger der als Terrororganisation eingestuften Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in der Türkei. Diese hatte in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Anschlägen in der Türkei verübt.
Ende August hatte US-Verteidigungsminister Ashton Carter die Regierung in Ankara und die kurdischen Kämpfer aufgefordert, sich nicht länger zu bekämpfen. Sonst litten die Bemühungen, den IS zu zerschlagen.
Kriegsverbrechen
In Aleppo selbst trat um 08.00 Uhr eine elfstündige Waffenruhe in Kraft (Ortszeit, 7.00 bis 18.00 Uhr deutscher Zeit). Das hatte Russland am Mittwoch angekündigt. Zuvor waren bereits die Luftangriffe der russischen und syrischen Kampfflugzeuge gestoppt worden.
Nach einem Treffen in Berlin sagte der französische Präsident François Hollande am frühen Donnerstagmorgen, das wichtigste sei ein Ende der Bombardements russischer und syrischer Flugzeuge. Was in Aleppo passiere, sei ein Kriegsverbrechen. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte, Russland könnte die Luftangriffe dauerhaft einstellen. «Wir sind bereit, das zu tun, so lange es keine Kämpfe mit eingeschlossenen Rebellengruppen in Aleppo gibt», sagte er.
Terroristen
In der Stadt belagern syrische Truppen mit russischer Unterstützung Rebellen in den östlichen Vierteln. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind zur humanitären Versorgung der Bevölkerung mindestens 48 Stunden Waffenruhe nötig. Experten mutmaßen, dass Russland und Syrien einen dauerhaften Waffenstillstand so lange hinauszögern, bis sie die Rebellengebiete erobert haben.
Der syrische Präsident Baschar al-Assad bezeichnete die syrische Rettungsgruppe Weißhelme als verkappte Terroristen. Die Gruppe bestehe aus «aufgehübschten» Extremisten mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida, sagte Assad dem Schweizer Fernsehsender SRF.
Im September hatte Assad der mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichneten Gruppe in einem Interview der Nachrichtenagentur AP vorgeworfen, dass sie nur Aktionen syrischer und russischer Militärs kritisiere, nicht aber Terroristen. Die Bezeichnung Terroristen benutzt Assad für alle Gegner seiner Regierung.
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