Headlines

Erfolgschancen

Erfolgschancen
(Alain Rischard/editpress)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Zu einer umsichtigeren Entwicklung gezwungen

Luxemburg beschäftigt sich in den kommenden zwei Wochen mit seinem zukünftigen Wachstum. Eine Debatte und ein Rundtischgespräch widmen sich am Montag und Donnerstag der „Landesplanung fir eng nohalteg Zukunft“, eine Woche später erfährt das Land, wie Zukunftsforscher Jeremy Rifkin sich Luxemburgs Wirtschaftsmodell für die kommenden Jahrzehnte vorstellt.

Soll es weitergehen wie bisher, mit zehntausend neuen Arbeitsplätzen jährlich und der damit einhergehenden wachsenden Zahl von Grenzgängern mangels eigener Arbeitskräfte; mit der weiteren Zerstückelung unserer Landschaft durch neue Gewerbezonen und Siedlungsprojekte, anders ausgedrückt mit dem unkontrollierten Zubetonieren ganzer Landstriche durch Betriebe, Wohnungen und die dazu benötigten Straßen und Bürgersteige?

Der Verweis auf das flächenmäßig gleich große Saarland mit seiner Bevölkerung von einer Million wird niemanden von der Richtigkeit einer Weiter-wie-bisher-Politik überzeugen.

Andererseits: Luxemburg soll weiter wachsen, so der parteiübergreifende Konsens. Genauso wie dieselben Parteien im gleichen Atemzug von einem neuen qualitativen Wachstum reden. Doch wie das konkret aussehen soll, darüber herrscht weitgehend Unklarheit. Nur so viel: Die Produktivität soll steigen, neue Arbeitsplätze sollen „mehr“ Mehrwert produzieren.

Vor allem hochqualifizierte Beschäftigte müssten größeren Reichtum schaffen und damit unseren hoch entwickelten Sozialstaat am Leben halten. Das Problem minderqualifizierter Menschen, die dabei keine Aussicht auf Anstellung haben, sei erst mal ausgeklammert. Die begrenzte Ressource Grund und Boden würde in diesem Szenario umsichtiger genutzt werden, um zukünftigen Generationen eine Beton- und Asphaltwüste zu ersparen.

So weit die Vorstellungen, die theoretisch leichter zu begründen als in Taten umzusetzen sind. Denn alle Vorschläge, die dazu angebracht sind, eine wirksame Landesplanung, das A und O einer nachhaltigen Entwicklung des Landes, umzusetzen, werden auf Widerstände stoßen.

In einer Gesellschaft, wo das Recht auf Privateigentum an Grund und Boden absolute Priorität genießt, bedarf es starker Argumente und genauso überzeugender Politiker, um eine landesplanerische Entwicklung umzusetzen, die dem Allgemeinwohl dient. Finanzielle Anreize allein reichen nicht. Der Traum vom Haus im Grünen bleibt nach wie vor weit verbreitet, auch wenn er lange Fahrtzeiten zur Arbeit und abstumpfendes Rasenmähen als Freizeitbeschäftigung am Wochenende bedingt.

Es bedarf auch eines Mentalitätswechsels, um einzusehen, dass das kein Beispiel maximaler Lebensqualität sein kann.

Erfreulicherweise macht sich bei jungen Berufstätigen dieses notwendige Umdenken immer häufiger bemerkbar. Auch wenn die horrend hohen Immobilienpreise sicherlich entscheidend dazu beitragen. Umsichtigere Nutzung der Bodenfläche dank dichterer Bauweise, was u.a. größere öffentliche Grünflächen ermöglicht, die Nähe zum Arbeitsplatz, zu Kultur- und Sportangeboten sind die neuen Kriterien für Lebensqualität.

Bei derlei Einstellung dürfte eine „Landesplanung fir eng nohalteg Zukunft“ durchaus Erfolgschancen haben.

lmontebrusco@tageblatt.lu