Sonntag14. Dezember 2025

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«Das Schlimmste ist möglich»

«Das Schlimmste ist möglich»
(Dedi Sinuhaji/dpa)

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Die Suche nach Erklärungen für Trumps Triumph geht weiter. Europäische Zeitungen versuchen sich auch an Prognosen, wie die Welt mit diesem Präsidenten aussehen könnte.

Nach dem überraschenden Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl warnen viele europäische Zeitungen vor schlimmen Schäden für Amerika und die Welt. Es herrscht aber nicht nur Weltuntergangsstimmung.

Der Londoner Guardian prophezeit: «Wir alle sehen dunklen, unsicheren und angstvollen Zeiten entgegen.» Die ebenfalls in der britischen Hauptstadt erscheinende Financial Times beschreibt einen «optimistischen Standpunkt», nach dem sich Trump im Weißen Haus anders präsentiert als im Wahlkampf. Das Blatt glaubt aber nicht dran: «Trumps Sieg erscheint nach dem Brexit-Votum in Großbritannien wie ein neuer schmerzlicher Schlag gegen die liberale internationale Ordnung.»

«Moralische Autorität hat Schaden genommen»

Auch die Neue Zürcher Zeitung fragt nach möglichen Unterschieden zwischen dem Kandidaten und Präsidenten Trump. Die größte Gefahr sei eine außenpolitische: «Niemand kann ihn daran hindern, das Verteidigungsversprechen gegenüber der NATO aufzukündigen oder mit Russlands Präsidenten anzubandeln.» Was Trumps Präsidentschaft bringe, sei völlig ungewiss, eines aber sicher: «Mit seiner Wahl hat die moralische Autorität der USA in der Welt schweren Schaden genommen.»

Als «neue Chance für eine Wiederherstellung der Beziehungen mit Russland» sieht die Tageszeitung Kommersant aus Moskau Trumps Aufstieg. Alles spreche dafür, dass sich der politische Quereinsteiger radikal von allen vorhergehenden US-Staatschefs unterscheiden werde. «Sein Sieg gegen die Favoritin Hillary Clinton ist die Sensation des Jahrzehnts.» Eine «machtvolle Proteststimmung» in den USA habe diese möglich gemacht.

«Egomane aus New York»

Im Schweizer Tages-Anzeiger heißt es, die Welt habe von dem «Egomanen aus New York» nicht unbedingt etwas zu befürchten. Es könne auch besser werden, schließlich wolle Trump vom Konzept seines Landes als Weltpolizist und damit von gefährlichen außenpolitischen Interventionen Abschied nehmen.

Düstere Folgen leitet die regierungsnahe Budapester Tageszeitung Magyar Idök von Trumps Erfolg ab: «Die Normen in der westlichen Zivilisation haben sich geändert.» Politiker müssten den Bürgern näher kommen.

Das belgische Blatt De Standaard warnt, Europa stehe Ähnliches bevor. «In den Niederlanden, Frankreich und Deutschland stehen rechtsradikale Anführer bereit, um auf dieser Welle zu surfen.» Und auch die französische Regionalzeitung Dernières Nouvelles d’Alsace stellt eine Verbindung zu europäischen Rechtspopulisten her. Bei den US-Wählern habe sich letztlich nicht die Vernunft durchgesetzt: «Eine Botschaft, die bei denjenigen ankommen muss, die in Frankreich davon träumen, bei der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl im Mai Marine Le Pen (vom Front National) gegenüberzustehen. Das Schlimmste ist vielleicht nicht sicher, aber es ist nunmehr möglich.»

«Das Recht des Stärkeren»

In dieselbe Kerbe schlägt die linksliberale Madrider Zeitung El País. Die USA seien der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung. «Ohne dieses wichtige Stück würde die Welt sich sofort in das verwandeln, wovon man in Moskau, Peking und anderen Hauptstädten so sehr träumt: einen Dschungel, in dem das Recht des Stärkeren vorherrscht. Die Welt muss standhaft und wachsam bleiben.»