Neben zahlreichen Wegbegleitern und Hilfesuchenden nahmen Gesundheitsministerin Lydia Mutsch, Parlamentspräsident Mars di Bartolomeo und die Bürgermeisterin der Hauptstadt, Lydie Polfer, an den Feierlichkeiten teil.
80 Prozent der Hilfesuchenden sind männlich
80 Prozent aller Hilfesuchenden bei der „Stëmm vun der Strooss“ sind männlich, arm und leben alleine. Der Altersdurchschnitt liegt bei rund 36 Jahren. Viele von ihnen sind drogenabhängig. Menschen, die gerne helfen, können alte Kleider oder andere Alltagsgegenstände zur „Stëmm“ nach Hollerich bringen. Geldspenden werden jedoch bevorzugt.
Wer gerne Spenden möchte und die Hilfsorganisation unterstützen möchte, kann das bei der BCEE unter der IBAN- Nummer LU63 0019 2100 0888 3000 tun.
Nachfrage übersteigt Angebot
Seit 20 Jahren gibt die „Stëmm vun der Strooss“ Obdachlosen und Bedürftigen eine Stimme und setzt sich für sie ein. Trotz der gewachsenen Einrichtungen übersteigt die Nachfrage deutlich das Angebot.
Die „Stëmm“ ist durch ihren Umzug vor drei Jahren von Bonneweg nach Hollerich näher an das Geschehen im städtischen Bahnhofsviertel gerückt. Infolgedessen hat sich auch die Kundschaft verändert. „Zu uns kommen 84 Nationen. Früher habe ich immer alle mit Handschlag begrüßt, heute ist alles anonymer geworden. Wir haben auch etliche Prostituierte, die zu uns kommen“, erklärte Alexandra Oxacelay, die Präsidentin der „Stëmm vun der Strooss“, gegenüber dem Tageblatt.
Räumlichkeiten überfüllt
Die neuen Räumlichkeiten in der rue de la Fonderie sind größer als die alten. Hier können bis zu 118 Personen zeitgleich eine warme Mahlzeit bekommen. Dennoch reicht dieser Platz nicht für alle. In den Mittagsstunden muss immer wieder wegen Überfüllung geschlossen werden.
Die Folge vor dem Lokal bildet sich zu Spitzenzeiten eine lange Warteschlange. „2015 haben wir 2.697 Menschen eine warme Mahlzeit angeboten. 2014 waren es lediglich 1.703 Personen. Das bedeutet eine Steigerung von rund 17 Prozent zu 2014. Für dieses Jahr habe ich noch keine Zahlen.
Eine halbe Stunde zum Duschen
Aufgrund der ständig steigenden Nachfrage und der immer wiederaufkommenden Gewalt müssen wir seit zwei Monaten auf Wachpersonal zurückgreifen. Eigentlich ist das Wachpersonal nicht mit der Grundidee der ‹Stëmm› vereinbar. Sie soll offen für alle sein. Wir haben momentan jedoch keine Wahl“, bedauerte Oxacelay. Auf Wunsch können die Menschen auch in den Räumlichkeiten der „Stëmm“ mit warmem Wasser duschen.
„Auch hier kommt es immer öfters vor, dass wir Menschen abweisen müssen, da kein Platz mehr ist. Jeder hat eine halbe Stunde Zeit zum Duschen. Wenn der Zeitplan voll ist, dann müssen die Menschen am nächsten Tag wiederkommen. Reservierungen sind nicht möglich“, erläuterte Oxacelay.
Mehr Platz
Die Räumlichkeiten platzen nach drei Jahren schon vollkommen aus allen Nähten. Eine Lösung wäre ein weiteres Lokal. „Wir führen Gespräche mit den zuständigen Behörden. Unser Wunsch wäre ein leer stehendes Lokal in der rue de Hollerich. Hier hätten 50 Menschen Platz. Vielleicht könnte man da sogar den Alkoholkonsum tolerieren. Ich hoffe, dass das klappt. In diesem Fall müssten wir keinen mehr abweisen“, meint Oxacelay.
Neben dem Nötigsten zum Überleben versucht die „Stëmm“ auch den Alltag der Hilfesuchenden zu verbessern. „Es ist nicht mehr wie früher. Es kommen immer mehr Menschen. Mann kennt sie gar nicht mehr. Das Schönste sind die Ausflüge und die alljährliche Weihnachtsfeier“, schwärmt George, der schon seit 16 Jahren auf die Hilfe der „Stëmm“ angewiesen ist und mittlerweile einen Job dort ergattern konnte. Die „Stëmm“ vermittelt den Menschen ohne Chance auf dem primären Arbeitsmarkt ebenfalls kleine Jobs.
Zeitung der „Stëmm“
Sechsmal im Jahr erscheint eine Zeitung, die unter der Leitung von einer Pädagogin mit den Angestellten der „Stëmm“ herausgegeben wird. Andere helfen in den Werkstätten oder in der „Schweesdreps“.
Zum 20-jährigen Bestehen wünscht sich Alexandra Oxacelay, dass die „Stëmm“ irgendwann nicht mehr gebraucht wird, auch wenn dieser Traum wohl nicht in Erfüllung gehen wird.
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