Diesen Standpunkt vertrat der Präsident der Luxemburger Handelskammer und des Arbeitgeberverbandes UEL, Michel Wurth, während einer Diskussion im Anschluss an die Vorstellung des Konzeptes für das nächste Luxemburger Wirtschaftsmodell, gestern in der Luxexpo auf Kirchberg.
Die Luxemburger Wirtschaft habe während ihrer ganzen Entwicklung vom Agrarstaat über die industrielle Revolution bis hin zur Dienstleistungsgesellschaft stets in einem kleinen, offenen Wirtschaftsraum operiert. Weil viel importiert beziehungsweise exportiert worden sei, habe das Land auch stets Handelsabkommen gebraucht.
„Die ersten sind vorne“
Bei seiner Entwicklung habe Luxemburg zumeist auf Sonder- und Kompetenznischen gesetzt, die zudem in einem rechtlichen Rahmen eingefügt worden seien. So sei es beim Stahl gewesen und später am Finanzplatz. In Zukunft werde es jedoch gemäß Rifkins Voraussagen schwieriger werden neue Nischen zu finden.
Es sei daher wichtig, dass schnell gehandelt würde. „Die ersten sind vorne“, so Wurth, der unterstrich, dass die Luxemburger Industrie bei dieser Entwicklung unbedingt mitmachen müsse. Der Ansatz der 3. Industriellen Revolution käme aus der Produktionslogik. Wichtig sei es jedoch die Leute auf eine künftige Dienstleistungsgesellschaft vorzubereiten.
Jugend einbinden
Dass die dritte digitale Revolution mehr Arbeitsplätze abschaffen könnte, als sie deren schaffen wird, glaubt Michel Wurth nicht. Auch in der Vergangenheit habe technischer Fortschritt nicht zu einer Reduzierung der Arbeitsplätze geführt.
Für Wirtschaftsminister Etienne Schneider ist die Einbindung der Bevölkerung in die künftige Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Wenn diese nicht von der Gesellschaft getragen würde, könne das Vorhaben nicht erfolgreich werden. Da es darum gehe, ein Modell für die Zukunft zu entwickeln, sei es ganz besonders wichtig die jungen Menschen einzubeziehen.
Das Interesse der jungen Leute an diesem Zukunftsprojekt bestätigte Denis Fellens von InterLycées. Er verwies darauf, dass gleich mehrere Schulklassen bei der gestrigen Vorstellung dabei waren. Es gehe den jungen Menschen von heute mehr darum etwas gebrauchen und nutzen zu können, als es zu besitzen.
Themen wie Telearbeit würden für sie eine große Rolle spielen, auch mit Blick auf Mobilität, Wohnen und generelle Lebensgestaltung. Jeremy Rifkin selber glaubt, dass die Jugendlichen von heute die Prototypen der neuen Ära sein werden. Es sei wichtig das Schulsystem hieran anzupassen. Bereits heute würden junge Menschen in Modulen und im Team studieren. Dem Teilen („Sharing“) käme große Bedeutung zu.
Präzise Ausbildung
Der Gefahr, dass bei dem ganzen Prozess Leute wegen mangelnder Ausbildung auf der Strecke bleiben würden, müsse man durch sehr präzise Ausbildung entgegen wirken, meinte Minister Etienne Schneider. Jeremy Rifkin seinerseits glaubt nicht, dass die so genannte digitale Kluft zwischen digitalen Alleskönnern und weniger Begabten oder zwischen Ländern mit einem hohen digitalen Entwicklungsgrad und jenen mit einem weniger hohen noch grösser werde.
Das Gegenteil werde eintreten, so der Soziologe. Elektrische Energie z.B. werde durch neue technische Möglichkeit und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen einfacher zugänglich sein und die neuen Kommunikationsmöglichkeiten ebenfalls und zudem preisgünstiger.
Christian Scharff, Präsident des IMS („Inspiring more substainability“) der im Bereich der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung tätig ist, glaubt, dass es bei dem Rifkin-Modell vor allen Dingen darauf ankommen werde, wie die Gesellschaft neue Wege beschreiten könne, ohne wesentliche Funktionen ändern zu müssen. Mit den Luxemburger Unternehmen verfüge man über eine außergewöhnlichen Hebelansatz, um dieses Ziel zu erreichen.
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