Sechs Jahre nach dem Skandal um gesundheitsschädliche Implantate steht die Brustvergrößerung bei Frauen in Deutschland weiter an der Spitze der beliebtesten Schönheitsoperationen. Das geht aus der jährlichen Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGPÄC) hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Dafür wurden rund 2.200 Patienten in Facharztpraxen befragt.
2010 war entdeckt worden, dass die französische Firma Poly Implant Prothèse (PIP) jahrelang Brustimplantate aus billigem, nicht für Medizinprodukte zugelassenem Industriesilikon geliefert hatte. Allein in Deutschland waren mehr als 5.000 Frauen betroffen.
Insgesamt interessierte sich in der Umfrage fast ein Fünftel der befragten Frauen (17,8 Prozent) für Brustvergrößerungen mit Implantaten oder hatte sie bereits vornehmen lassen. Damit war dieser Eingriff der mit Abstand größte Wunsch an die Chirurgen – allerdings in geringerem Maße als früher. 2011 stand die OP in der damaligen DGPÄC-Umfrage noch bei einem knappen Drittel der Frauen (29 Prozent) hoch im Kurs. Heute wollen rund 3,5 Prozent der befragten Frauen den Eingriff lieber mit Eigenfett durchführen lassen.
Nach Brustvergrößerungen sind bei Frauen Lidkorrekturen (10,1 Prozent) und Fettabsaugen (7,1 Prozent) bei ästhetisch-plastischen Operationen am beliebtesten. Im Vergleich zur Umfrage 2015 ging das Interesse an all diesen Schönheits-OPs damit um rund zwei Prozent zurück. Der Trend gehe insgesamt zu sanfteren Verfahren ohne OP wie Spritzen gegen Falten, teilte der Verband weiter mit.
Bei Männern stehen Lidkorrekturen (13,2 Prozent) an der Spitze. Das Interesse daran sank im Vergleich zu 2015 um sieben Prozent. Auf dem zweiten Platz liegt erstmals das Entfernen einer «Männerbrust» (9,9 Prozent) – ein Plus um rund vier Prozent gegenüber 2015. Penisverlängerungen, die in der Fachsprache Intimkorrekturen heißen, liegen mit ebenfalls 9,9 Prozent erstmals auf einem vorderen Platz im Umfrage-Ranking. 2015 lag dieser Wert noch bei 5,3 Prozent. Unter den Befragten waren allerdings nur rund zwölf Prozent Männer. Das könne bei den Top Ten der beliebtesten Männer-OPs zu Unschärfen führen, sagte DGPÄC-Sprecher Martin Spiering.
Ein zentrales deutsches Register für Schönheitsoperationen gibt es nicht. Die internationale Vereinigung der Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (ISAPS) schätzte nach Angaben der DGPÄC die Zahl der Behandlungen in Deutschland für 2015 auf rund 287.000.
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