Es geht ans Eingemachte. Seit Monaten haben die Beteiligten in Wolfsburg um ein Regelwerk gerungen, das schon mit seinem Namen die Weichenstellung sein soll für die kommenden Jahre.
Und das Ergebnis macht klar, warum Arbeitnehmer und VW sich auf den letzten Metern so schwer getan haben. Bis zu 30.000 Stellen sollen in den kommenden Jahren weltweit wegfallen, die Kosten um fast vier Milliarden Euro pro Jahr sinken.
20.000 Stellen in Deutschland
Allein in Deutschland stehen 20.000 Stellen zur Disposition – der Abbau soll sozialverträglich geschehen, betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben. Der Betriebsrat hatte schon vor Beginn der Verhandlungen rote Linien gezogen.
Doch VW muss sparen und gleichzeitig in neue Technologien investieren, um den Anschluss nicht zu verlieren. Ein Drahtseilakt unter Zeitdruck. Vieles stand auf dem Prüfstand, aber am VW-Fundament sollte nicht gerüttelt werden. Teilnehmer beschreiben die Gespräche als zäh, hart, aber insgesamt sehr fair.
Kernmarke wirft nicht genügend ab
Die Lage für VW ist allerdings auch ernst, die Probleme sind groß. So groß, dass das Herz des Konzerns an der Belastungsgrenze operiert. Die Kernmarke VW Pkw mit den Verkaufsschlagern Golf, Tiguan und Passat balanciert nicht erst seit der Abgasaffäre gefährlich nah an der Verlustzone.
Von 100 Euro Umsatz blieben in den ersten neun Monaten nur rund 1,60 Euro als Gewinn vor Zinsen und Steuern hängen – zu wenig für das Aushängeschild des Konzerns. Die großen Gewinne fahren im VW-Konzern andere ein. Dass die Premiumschlitten von Porsche und Audi lukrativer sind liegt auf der Hand. Aber selbst die Konzerntochter Skoda glänzt im Vergleich zu VW mit seiner Gewinnkraft.
Zukunftspakt geschnürt
Um ein Kammerflimmern in Wolfsburg zu vermeiden, haben Belegschaft und Unternehmen nun den Zukunftspakt geschnürt – doch ohne Schmerzen wird das nicht gehen. In Wolfsburg glaubt man nun, den Ausweg durch einen Personalabbau gefunden zu haben, der sich die zahlreichen Babyboomer an der Altersteilzeitgrenze zunutze macht.
Sie sollen für Entlastung sorgen, wenn sie Frühverrentung oder Teilzeit in Anspruch nehmen. Ob die Sparbemühungen reichen, das bezweifeln viele. Schon Ex-Chef Martin Winterkorn hatte in seinem Effizienzprogramm vor zwei Jahren 5 Milliarden Euro als Einsparziel ausgerufen. Genutzt hat es bislang wenig.
Wie wird investiert werden?
Wichtig wird sein, wie VW die Einsparungen nutzt, wie das Geld investiert wird – in Ausbildung, Fortbildung, neue Technologien. Auch deshalb galt der Zukunftspakt den Managern in Wolfsburg als Voraussetzung, um in der neuen Budgetrunde des Aufsichtsrats die Investitionen für die kommenden fünf Jahre festzuzurren.
Zu gewaltig sind die Verwerfungen, die den Autobauern bevorstehen. 2025 könnte der Anteil von E-Autos nach Vorstellungen von VW – aber auch von Daimler und BMW – bis zu rund ein Viertel der Neuwagen ausmachen.
E-Antriebe gelten als weniger arbeitsintensiv. Das trifft die Branche gleichermaßen. Doch kaum ein Autobauer geht mit einem so schweren Handicap wie Volkswagen ins Rennen. Der VW-Konzern mag die Milliardenkosten der Dieselkrise schultern können – aber um welchen Preis?
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