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Der moderne Mensch wird mit allen Missständen fertig

30. Dezember 2016, 15.42 Uhr. Ein rascher Blick auf worldometers.info, was gibt’s Neues?
Weltbevölkerung gerade 7 474 778 915 Menschen; Geburten heute, bis zu dieser Minute: genau 256 582 Sterbefälle, ebenfalls heute, bis jetzt: 107 450. Seit Jahresbeginn sind 83 110 032 neue Passagiere auf dem Raumschiff Erde, etwa soviel wie Deutschland Einwohner zählt, sie alle haben wohl ein Recht auf ein Leben in menschenwürdigen Zuständen. Wäre theoretisch möglich, denn immerhin wurden seit dem 1. Januar 75 198 121 Autos produziert, und 144 498 663 Fahrräder, und 211 915 690 Computer verkauft, und 371 532 729 heute gedruckt, und 3 690 665 Mobiltelefone abgesetzt (heute).

wordometers weiss auch, dass heute, bis 15.42 Uhr, 3 155 485 353 Dollar für das Militär ausgegeben wurden, dass gegenwärtig 753 103 207 Männer, Frauen und Kinder unterernährt sind, und dass 20 055 Personen am heutigen Tag , ja: bis 15.42 Uhr an heutigen Tag, des Hungers gestorben sind, eine unvorstellbare Zahl.
Und dennoch macht diese Zahl keine Schlagzeilen. Klar, Tote bei Attentaten in New-York, Washington, London, Madrid, Paris, Brüssel, Nice, München und Berlin sind etwas ganz anderes, Einmaliges, hoffentlich, während die 20.055 elend Krepierten zwischen 00.00 und 15.42 heute als „normal“ gelten; sie gehören zum Alltag, denn morgen sind es genau so viel, „da kann man nichts tun“.

Keine Angst, hier soll niemandem die Sylvestertlaune verdorben werden, und auch nicht die Lust auf das Neue Jahr, das viel Gutes bringen könnte.

Schauen wir also weg, wenden wir uns den wirklich großen Problemen zu, den luxemburgischen. Ja, ist es denn normal, dass die vielen Grenzgänger, insbesondere die französischen, uns, die Ureinwohner, nicht op lëtzebuergesch bedienen, behandeln, pflegen? Ist normal, dass die Regierung die Steuern bis 150.000 Euro nicht auf quasi null senkt und die Renten nicht viel kräftiger erhöht? Und überhaupt könnte alles billiger sein, zumal die Wohnungen, es sei denn, sie gehörten uns und wir wollten sie verkaufen oder vermieten: die Nachfrage der Ausländer treibt den Preis, gottseidank.

Na, man muss schon zugeben: Es geht Luxemburg eigentlich nicht schlecht, obwohl die CSV in der Opposition schmollt und die Nachbarn wegen der jahrzehntelang betriebenen Schlupflochpolitik überhaupt keine Achtung mehr vor dem Land haben.

Möge es Herrn Bettel und seiner Koalition gelingen, den inneren Zusammenhalt der vielschichtigen, insgesamt sehr jungen Bevölkerung (ein Pluspunkt!) zu fördern, und aussenpolitisch den Druck abzubauen, der auf uns lastet, seit das Geschäft mit der Souveränität gnadenlos demontiert wird.

Denn die politische Großwetterlage ist seit der Trump- Wahl, dem Brexit, den offenen und den schwelenden Nahostproblemen, dem Streit mit Russland und der Rechtslastigkeit EU-Europas kaum noch einschätzbar.

Es ist inzwischen 16.42 Uhr; beim Schreiben fliegt die Zeit. Was sagt wordometers? Weltbevölkerung 7 474 766 439, fast 10 000 sind dazu gekommen, netto, nach inzwischen 114 312 Sterbefällen heute. Die Rüstungsausgaben des laufenden Tages stiegen auf 3 356 786 624 Dollar an, um gut 200 Millionen Dollar diese Stunde.

Und der Hungertoten sind es inzwischen, nach diesen 6o Minuten, 21 332, also + 1 277. Wo?
Irgendwo auf dem Raumschiff Erde, das auf die Zeitzone 2017 zurast. Hoffentlich wissen die Piloten, was sie tun.
Dem geschätzen Leser wünscht der Schreiber eine robuste Gesundheit und Freude an der politischen Auseinandersetzung. Sie muss sein.