Amazon ist nicht bloß ein Onlinehändler. Amazon ist der US-Konzern mit seinen Amazon Web Services (AWS) auch in Europa schon seit Jahren ein für viele Anwender unverzichtbarer Dienstleister, wenn es um Computerleistung und Speicherplatz aus der Steckdose geht. Auf der Technikmesse CES konnte Amazon mit seinem Spracherkennungsdienst Alexa einen weiteren Durchbruch in der Unterhaltungselektronik erzielen.
Bislang steckte Alexa nur in den beiden Amazon-Geräten Echo und Dot, mit denen man sich unterhalten kann. Der Amazon-Dienst kann Fragen beantworten («Wie hoch ist die Zugspitze?»), Nachrichten vorlesen, Einkaufslisten verwalten oder Musik abspielen. Auf der CES 2017 in Las Vegas war Alexa nun auf unzähligen Ständen zu sehen, denn der US-Konzern hatte die Programmschnittstelle (API) zu dem Sprachdienst vor einigen Monaten für andere Hersteller geöffnet. Rund 700 neue Geräte oder Dienste, die mit Amazon Alexa zu tun haben, wurden schließlich auf der CES gezählt, ohne dass der Konzern überhaupt mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten war.
Alexa steckt im smarten Kühlschrank
Der südkoreanische Elektronikriese LG beispielsweise packte Alexa in einen «smarten» Kühlschrank und seinen Hausroboter «Hub». Ford stellte seine Modelle Fusion und F-150 mit Alexa-Unterstützung vor. Und auch Volkswagen und BMW setzen auf den Amazon-Dienst: Mit Alexa kann man zu Hause beispielsweise überprüfen, ob das vernetzte Auto vollgetankt ist. Außerdem kann man mit dem Sprachservice Navigationsziele vor Antritt einer Reise an den Wagen schicken.
Bei den TV-Gerätemarken Westinghouse, Element und Seiki verwandelt Alexa die TV-Geräte quasi in einen Amazon-Fernseher, der mit Hilfe der Fire-TV-Plattform auch auf die Mediathek von Amazon zugreifen kann. Beim chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei soll Alexa dabei helfen, Apple vom Platz zwei der Top-Ten-Liste zu verdrängen und stärker zum Marktführer Samsung aufzuschließen. Bei der Allgegenwart von Alexa auf der Messe in Las Vegas wundert es nicht, dass Fachportale wie «The Verge» und «CNet» einmütig Alexa zum Star der CES 2017 kürten.
Impulse bei Fernsehgeräten und PCs
Interessante Impulse setzte die CES 2017 aber auch bei den Fernsehgeräten und Personal Computern, zwei Geräte-Kategorien, die in den vergangenen Jahren kaum Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. Bei den Fernsehern ist inzwischen eine UHD-Auflösung (4K) quasi Standard. Und die meisten Geräte beherrschen auch das HDR-Verfahren («High Dynamic Range»), das besonders hohe Bildkontraste ermöglicht.
LG punktete auf der CES 2017 mit einem nur knapp 2,6 Millimeter dünnen OLED-Fernseher, der wie ein Poster an der Wand angebracht werden kann. Auch Sony setzt zumindest bei seinem neuen Spitzenmodell auf das organische Display (OLED), das ohne Hintergrundbeleuchtung auskommt und besonders gute Kontraste und einen satten Schwarzton bietet. Außerdem überzeugte Sony die Beobachter mit einem interessanten Soundkonzept. Marktführer Samsung konterte die OLED-Offensive auf der CES mit seiner Technologie «Quantum Dot», die mit Nanopartikeln für kräftige Farben und für größere Einblickwinkel sorgen soll. Um den Anspruch zu untermauern, sich nicht hinter OLED verstecken zu müssen, spricht Samsung nun von QLED-Fernsehern, mit «Q» wie «Quantum Dot».
Die meisten Spitzenmodelle der TV-Hersteller sind übrigens wieder flach wie ein Brett und nicht mehr gebogen. An der Wand machen sich die flachen Geräte besser als die «Curved»-Modelle, die noch in den vergangenen Jahren so stark beworben wurden.
Debakel um Galaxy Note 7
Samsung nutzte nicht nur seinen neuen QLED-Fernseher, um das Debakel mit seinem brandgefährlichen Smartphone Galaxy Note 7 vergessen zu machen. Für viele Beobachter überraschend verkündeten die Südkoreaner einen Wiedereinstieg in die Kategorie der Gamer-Laptops. Auch der chinesische Wettbewerber Lenovo kündigte ein Notebook an, mit dem man besonders gut Computerspiele zocken kann.
Fast unüberschaubar auf der CES ist inzwischen das Angebot an Drohnen. Eine ganze Halle ist den Fluggeräten gewidmet. Auf einem «CES-Drohnen-Rodeo» hinterließ die Drohne «Draco» vom Hersteller UVify den nachhaltigsten Eindruck. Sie kann bis zu 100 Meilen pro Stunde (160 km/h) schnell geradeaus fliegen und wird in den USA ab 500 Dollar angeboten.
Das wohl süßeste Exponat der CES kam mit Unterstützung aus Deutschland auf die CES. Der kleine Hausroboter Kuri von Mayfield Robotics (siehe Foto) eroberte mit seinen großen Comic-Augen die Herzen vieler CES-Besucher. Kuri kann wie ein Haustier mit den Kindern spielen, aber auch in der Wohnung herumfahren, und mit der eingebauten Kamera und anderen Sensoren feststellen, ob alles in Ordnung ist. Das kalifornische Start-up gehört zum deutschen Technologiekonzern Bosch. Kuri soll Ende des Jahres in den USA für knapp 700 Dollar auf den Markt kommen.
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