Wie es ausschaut, muss der Rest der Welt lernen, so weit es geht ohne die USA zurechtzukommen. Sicher, die Europäer werden nicht so einfach die Vereinigten Staaten durch China ersetzen können. Zwar gibt es viel mehr Chinesen als Einwohner der USA, doch liegt halt die Kaufkraft der US-amerikanischen Konsumenten um einiges über jener der chinesischen.
Doch die Welt war noch nie statisch. Der amerikanische Hegemon ist dabei, sich selbst ins Knie zu schießen. Wenn der Präsident der USA beschließt, sein Land hinter protektionistischen Mauern einzusperren, ist das für die Weltwirtschaft zwar brandgefährlich, doch liegt darin auch eine Chance.
Für die Europäer ist die politische Stabilität Chinas von vitaler Bedeutung. Und sie können am besten dazu beitragen, indem sie die bilateralen wirtschaftlichen Beziehungen festigen. Jetzt tut sich ein „window of opportunity“ auf, in dessen Rahmen beide Seiten versuchen sollten, ihren wirtschaftlichen Austausch auf ein solideres Fundament zu stellen.
Trump ist das Resultat der inneren Widersprüche des US-amerikanischen Kapitalismus (Widersprüche, die seinem europäischen Gegenpart keineswegs grundsätzlich fremd sind): Eine Fraktion der US-Wirtschaft hofft, durch die Abschottung von Gottes Eigenem Land zumindest kurzzeitig einen fetten Reibach machen zu können. Auf der anderen Seite steht aber eine vielleicht sogar mächtigere Fraktion, die bereits jetzt durch Trumps Isolationismus ihre Felle davonschwimmen sieht. Und diese Widersprüche müssen sich jene Länder, die auch weiterhin Geschäfte mit den USA treiben wollen (und wer wollte das nicht?), zunutze machen, um auch innerhalb der Republikanischen Partei den Widerstand gegen Trumps Voodoo-Economics zu stärken.
Die USA sind nicht Polen oder Ungarn, Trump muss beim Aufbau seiner Autokratie mit ganz anderen Widerständen rechnen als ein Orban oder Kaczynski. Trotzdem ist das, was da jenseits des großen Teiches gerade abläuft, brandgefährlich.
Trump wäre ja nun nicht der erste Autokrat, den gerade große Teile der Bourgeoisie zu Beginn seiner politischen Karriere unterschätzten und verhöhnten, und der doch (bzw. gerade deswegen) am Ende der Demokratie und den bürgerlichen Freiheiten den Garaus zu machen vermochte.
Die Verteidigung der Demokratie in den USA ist nicht nur Sache der demokratisch gesinnten US-Amerikaner. Alle Bürger des Westen, denen die für uns selbstverständlich erscheinenden Freiheiten am Herzen liegen, sind ab sofort gefordert, aktive Solidarität zu zeigen mit jenen Einwohnern der USA (ob sie nun einen US-Pass besitzen oder nicht), die sich gegen die geplante Abwrackung der Demokratie durch Trump stemmen.
fwagner@tageblatt.lu
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