Es gibt hundert Spielarten der Demokratie; die US-amerikanische hat vor einigen Wochen den Donald Trump an die Macht gebracht, und in ein paar Monaten könnte die französische „uns“ Le Pen bescheren. Man mag solches nicht verstehen, oder nicht verstehen wollen: Es ist passiert, es kann passieren. Warum eigentlich?
Weil einige wenige Prozent Verschiebung alles auf den Kopf stellen.
Die politische Gewalt ist so stark nicht mehr, als dass sie die Herren des Geldes noch in die Schranken weisen könnte; vielmehr dient sie ihnen mit Rahmengesetzen, welche zahllosen Menschen die Chance auf ein besseres Leben rauben. Grassierende Unzufriedenheit wird dann leicht zum Nährboden für Nationalismus, auf dem rechtsextremes Gedankengut gedeiht.
Fillon, als er noch als ehrlicher Kerl galt, war um die 30% Stimmen im ersten Wahlgang wert, nun bringt er es nicht einmal auf 20, und warum sollten die schon verlorenen nicht der Le Pen in den Schoß fallen, wie auch andere, sogar aus dem linken Lager, das heillos zerstritten ist?
Dabei ist dieser Fillon, dessen kleine, persönliche Gier in Frankreich einen unheilvollen Trend auslöst, eigentlich ein klassischer Vorzeigetyp des konservativen, christlich geadelten Lagers.
Dieses ist in der EU riesengroß, es spielt seit Jahrzehnten die führende Rolle in den meisten Staaten wie in der Union selbst. Die sogenannten C-Parteien, darunter die Luxemburger CSV, deren Hauptexponent zurzeit an der Spitze der Brüsseler Kommission steht, werden vor dem Tribunal der Geschichte keine gute Figur abgeben, wenn über die verdammte Krisenpolitik seit 2009 prozessiert wird.
Stichwort CSV.
Gestern ließen sich die Herren Spautz und Wiseler in Berlin mit Frau Merkel in staatsmännischer Pose ablichten. Fast könnte man meinen, sie wären bereits „da“, oder wieder da, obwohl die Wahlen erst 2018 anstehen.
Seit die CSV weg ist, seit Ende 2013 also, hat Luxemburg nicht nur wirtschaftlich und finanziell einen großen Sprung nach vorn gemacht, trotz aller Stolpersteine aus der Juncker-Frieden-Ära. Die Tatsache, dass es dem Land inzwischen gut genug geht, um dem Staat die Möglichkeit zu einer akzeptablen Steuerpolitik zu geben, ist bemerkenswert!
Noch bemerkenswerter ist, dass sich besonders in jüngeren Bevölkerungskreisen eine vorwitzige Weltoffenheit entwickelt, die Luxemburg fit macht für die Zukunft.
So klein, wie „wir“ sind, müssen wir uns schneller auf neue Chancen zubewegen als die Nachbarn. Dafür sind die Voraussetzungen da, materiell und mentalitätsmäßig. Luxemburg schreckt nicht, wie ehemals, vor gesellschaftspolitischen Reformen zurück, es ist attraktiv geworden für gute und beste Köpfe von draußen; man fühlt sich sogar als Ex-Großstädter wohl auf der Insel, die das Großherzogtum irgendwie ist.
Aber wir Stammluxemburger sollten nicht so laut auftreten, wenn wir anderen zeigen, was wir alles besser können. Das Filmchen „Luxembourg Second“ mag als Gag gedacht gewesen sein; es ist aber ein Zeitdokument geworden, in dem die Luxemburger nicht dem „dummen Trump“ den Spiegel vorhalten, sondern sich selber.
Trump, das sollte man einsehen, ist der Hegemon, der Boss, derjenige, der so oder so bitter ernst zu nehmen ist. Da kommt auf den Luxemburger Chefdiplomaten Asselborn noch so manche Schwerstaufgabe zu …
asold@tageblatt.lu
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