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Tickt’s noch richtig?

Tickt’s noch richtig?
(Francois Besch)

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Erst im Ruhestand konnte Jos Freylinger sich endlich seinem Traumberuf widmen. Er ist als Uhrmacher auf die Reparatur alter Zeitanzeiger in allen Formen spezialisiert.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer auf die im Titel gestellte Frage mit „Nein“ antwortet, dem kann Jos Freylinger vielleicht helfen. Der gebürtige Escher, der erst im Ruhestand in seiner Uhrmacherkarriere so richtig durchstarten konnte, repariert Ticker in allen Formen und Größen. Nur alt sollten sie sein…

Eigentlich hätte alles anders kommen sollen. Genau so wie schon sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater hatte der 1956 geborene Jos Freylinger – und sein jüngerer Bruder ebenfalls – das Uhrmacherhandwerk erlernt. In der Alzettestraße in Esch betrieb die Familie Freylinger ihren Betrieb.

Dann kam die Krise …

Während sich die Mutter um den Verkauf im Laden kümmerte, war Vater im Atelier für die Reparaturen zuständig. „Als Mutter starb, schlossen wir den Laden in der Alzettestraße und zogen in die Wallstraße. Hier fand kein Verkauf mehr statt, lediglich das Reparaturatelier blieb bestehen“ erklärt Jos Freylinger.

Er hätte dieses übernehmen sollen, wenn… Mitte der 1970er Jahre bahnte sich nicht nur die Krise in der Stahlindustrie an. Auch die Schweizer Uhrenindustrie begann zu leiden. Die ersten Quarzuhren aus Fernost begannen den Markt zu überschwemmen. „Das waren alles keine guten Voraussetzungen für eine sorglose Zukunft als Uhrmacher.“

So wurde umgesattelt. Jos Freylinger studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, half, die im Rahmen der Aktion „Lutte contre la pauvreté“ Initiative „Polygone“ aufzubauen, arbeitete anschließend zunächst beim LCGB und dann bei der katholischen Kirche, hauptsächlich in der Erwachsenenbildung.

Endlich Zeit…

So vollkommen los ließ ihn die Uhrmacherei jedoch nicht. Doch sie blieb lediglich Hobby, bis dass Jos Freylinger vor rund drei Jahren in der Ruhestand trat. Der streng genommen gar keiner wurde. Denn jetzt hatte er endlich die Zeit seinen Traumberuf auszüben.

„Ich bentragte bei der Handwerkerkammer die Zulassung, um beruflich als Uhrmacher arbeiten zu können. Ohne die wäre es mir etwa nicht möglich, Ersatzteile bei den Schweizer Herstellern zu bestellen.“

Und der frischgebackene Ruheständler, der übrigens so etwas wie ein wandelndes Uhrenlexikon ist, und zu fast jeder der im Laufe der Jahrzehnte in seine beeindruckende Sammlung gelangten Uhren eine Geschichte oder Anekdote zu erzählen weiß, legte los.

Spezialist für «Stimmgabeluhren»

Er repariert wertvolle Uhr-Antiquitäten aus dem 18. genau so gerne wie Comtoise-Uhren aus dem 19. Jahrhundert, Taschenuhren aus der Zeit in der sein Uhropa noch Kind war, Armbanduhren mit Handaufzugs- oder Automatikwerken…

Vor allem was die in den 1970er Jahren aufgekommenen sogenannten „Stimmgabeluhren“ angeht – sie benötigen für die zum exakten Gang erforderlichen Schwingungen eine eingebaute, winzige Stimmgabel – gilt er heute als einer der Spezialisten weit über die Landesgrenzen hinaus.

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