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Bergkarabach, umkämpftes Land

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Da er in Bergkarabach war, darf der Europaabgeordnete Frank Engel nicht mehr nach Aserbaidschan. Wieder einmal geht der Blick auf diese umkämpfte Region im Südkaukasus. Was ist da los?

Frank Engel darf also nicht mehr nach Aserbaidschan. Der autoritär von seinem Präsidenten Aliyjew geführte Staat will den luxemburgischen Europaabgeordneten am liebsten sogar verhaften lassen. Der Grund ist Engels letzter Besuch in Bergkarabach.

Baku ist erbost, weil Engel und andere EU-Abgeordnete an einer Beobachtungsmission bei einem umstrittenen Verfassungsreferendum in dem Konfliktgebiet im Südkaukasus teilnahmen. Armenien und Aserbaidschan machen sich die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Bergregion streitig. Nach Angaben der Separatisten stimmten dabei knapp 90 Prozent der Wähler für ein Präsidialsystem. International sowie von der vermittelnden Minsk-Gruppe der OSZE wurde das Referendum nicht anerkannt.

Die Republik, die keiner anerkennt

Ich war zweimal für das Tageblatt in Bergkarabach. Ich habe dort mit Politikern und Soldaten gesprochen. Einmal bin ich sogar mit Frank Engel dort gewesen, was aber eher auf einer zufälligen Begegnung beruhte. All das macht mich um eine Gemeinsamkeit mit Engel reicher. Auch ich bin in Aserbaidschan eine Persona non grata. Es gibt keinen Haftbefehl gegen mich und ich werde auch nicht von Interpol gesucht (davon gehe ich mal aus) – nach Baku darf ich trotzdem nicht mehr. Wer von Armenien aus nach Bergkarabach einreist, ist (in aller Regel) in Aserbaidschan nicht mehr willkommen.

Das hat seinen Grund. Völkerrechtlich gehört Bergkarabach zu Aserbaidschan. Selber bezeichnet es sich als Republik. Das tut sonst keiner. Nicht einmal die Schutzmacht Armenien erkennt, so der stolze Name, die Nagorno-Karabakh Republic an.

Was ist da los?

Was ist da los? Oder besser: Wo fängt man da an? Ein Ausgangspunkt ist das Jahr 1921. In dem Jahr erklärt Stalin das mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Bergkarabach zu einem Autonomen Gebiet auf dem Territorium Aserbaidschans.

In den 1960ern gibt es vereinzelte Unruhen. Ende der 1980er kommt es zu Pogromen auf beiden Seiten. 1991 rufen die Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan ihre Unabhängigkeit aus. Bergkarabach tut kurz später dasselbe. Aserbaidschan akzeptiert das nicht und schickt seine Panzer los. Armenien schwingt sich zur Schutzmacht auf, greift ebenfalls militärisch ein. Der folgende Krieg dauert von 1992 bis 1994, endet mit einem Waffenstillstandsabkommen und fordert rund 30.000 Todesopfer.

Besatzer oder Befreier?

Armenien gewinnt diesen Krieg und hält bis heute sieben aserbaidschanische Provinzen rund um Bergkarabach besetzt. Sehr viele Aserbaidschaner wurden damals vertrieben.

Seitdem scheitert ein Vermittlungsversuch der internationalen Gemeinschaft nach dem anderen. Eine Lösung für diesen oft „eingefroren“ genannten, aber immer wieder tödlich aufflammenden Konflikt ist nicht in Sicht.

Wenn jeder Kompromiss als Niederlage gilt

Das rohstoffreiche und hochgerüstete Aserbaidschan wird von seinem Präsidenten autoritär regiert. Armenien leidet unter der Korruption seiner Eliten, seine Menschen sind oft bettelarm. Beide Staaten legitimieren sich über die „Hoffnung“ Bergkarabach. So sehr, dass jeder Kompromiss als Niederlage gilt. Nachgeben wird da keiner. Die Leidtragenden bleiben die Karabacher und die vertriebenen Aserbaidschaner.

In Bergkarabach selber leben rund 150.000 Menschen. Die Hauptstadt der ebenso bergigen wie schönen Region ist Stepanakert. Das ganze Gebiet Bergkarabachs hat eine Fläche von 4.400 Quadratkilometern. Das Land kann touristisch besucht werden, aber eben nur, wenn man danach nicht mehr nach Aserbaidschan will.

Man kann dort Urlaub machen

Die Anreise erfolgt meist über die armenische Hauptstadt Yerewan. Von dort gelangt man per Bus oder Taxi in fünf bis acht Stunden über Passstraßen nach Bergkarabach. Die Anreise ist aufgrund der Straßenverhältnisse mühsam. Die atemberaubende Landschaft lässt einen aber jeden Schlagkrater schnell wieder vergessen. Vor der Einreise sollte man sich in Yerewan eine Einreisegenehmigung beschaffen.

Hubschrauberflug von Yerewan nach Stepanakert. Wegen der Gefahr durch Beschuss aus Aserbaidschan muss der Pilot knapp über dem Boden navigieren.