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Dubiose Facebookseite sammelt Kinderfotos

Dubiose Facebookseite sammelt Kinderfotos
(AFP/Justin Tallis)

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Ein Kind freut sich über ein neues Kleid, hat gerade eine Wanderung geschafft oder lacht einfach so süß. Eltern finden viele Anlässe, um Fotos ihrer Sprösslinge im Internet zu zeigen. Eine Facebookseite sammelt diese Bilder - zur Aufklärung, wie die Betreiber sagen.

Eine Facebookseite beunruhigt Eltern mit gesammelten Bildern von Kindern. Die Seite «Little Miss & Mister» durchforstet Nutzerprofile nach öffentlich sichtbaren Kinderfotos und verbreitet diese. Seit Ende Dezember waren dort bis zu dieser Woche unzählige Fotos von Kindern zusammengekommen, darunter Bilder von Babys und Kleinkindern – zum Teil nahezu nackt, in der Badewanne, in Unterwäsche oder in Badebekleidung am Strand.

Das Profilbild der Seite, die rund 660 Menschen abonniert hatten, zeigt ein Kind, das sich mit Lippenstift schminkt. Nachdem die Seite kurzzeitig nicht mehr zu erreichen war, hat sie nun einen Neustart hingelegt – mit am Donnerstag zunächst rund 35 Abonnenten.

Betreiber nicht zu erreichen

«Auch ihr Kind kann der Star von morgen werden», heißt es in den Informationen. Wer dahinter steckt, bleibt im Unklaren. Die Betreiber der Facebookseite geben sich den offensichtlich ironisch gemeinten Namen «SAsha TIschREin», ein Buchstabenspiele mit dem Begriff «Satire». Mails an die auf der ursprünglichen Seite angegebene belgische E-Mail-Adresse kommen als unzustellbar zurück, Anrufe bei einer angegebenen Nummer führen zu Personen, die anscheinend nichts mit der Seite zu tun haben.

Auf eine Anfrage via Facebook-Nachricht antwortet ein Administrator: «Viele FB Nutzer schmeißen ihre Informationen durchs www wie Konfetti. Genau das wollen wir aufzeigen. Besonders liegt uns der Schutz von Kinderbildern am Herzen. Das www ist voll von üblen Menschen, die diese Bilder für ihre Zwecke missbrauchen und dem wollen wir entgegen wirken.» Warum sie nicht offenlegen, wer sie sind? «Wir schützen uns und unsere Familien. Mit den «Wutmuttis» ist nicht zu Spaßen.» Gleichzeitig schicken die Betreiber Screenshots von wüsten Beschimpfungen und Drohungen betroffener Eltern.

Mütter sind geschockt

Die Seite hackt keine Profile, sie teilt lediglich die Bilder von Kindern, die für alle öffentlich sichtbar sind – und macht deutlich, wie man die Privatsphäre-Einstellungen ändern kann. Für einige Mütter ist es dennoch ein Schock, Bilder ihrer Kinder auf der Seite zu entdecken. «Es wurde ein Bild gepostet von meiner Tochter ohne mein Einverständnis ich möchte bitte das das Foto von ihr gelöscht wird denn wird es nicht getan fühle ich mich gezwungen es zur Anzeige bei der Polizei zu bringen» (Fehler im Original), schrieb eine Facebook-Nutzerin noch auf der ersten Seite.

Eine Mutter aus dem süddeutschen Rosenheim hat ein zehn Jahre altes Foto ihres Sohnes auf der Facebookseite entdeckt. Sie sei zunächst über einen Eintrag in einem Fan-Forum für eine Drogerie-Kette auf die Seite gestoßen, sagt sie der Deutschen Presse-Agentur. «Ich habe mir die Seite angeschaut und mich hat der Schlag getroffen. Da konnte ich nicht an mich halten, habe geschrieben, was ich davon halte – und so schnell konnte ich gar nicht gucken, da war ich selber Opfer.» In Windeseile hatte jemand ein Bild ihres damals sechsjährigen Sohnes auf ihrer Seite gefunden und geteilt.

Nutzer machen sich lustig

Auf der ursprünglichen Seite «Little Miss & Mister» machten sich einige Nutzer über die aufgebrachten Mütter lustig – oder sprachen sogar Drohungen aus gegen diejenigen, die sich kritisch zu Wort meldeten – und die Leute auf deren Freundesliste (FL): «Wow (…) du hast aber viele öffentliche Freunde mit Kindern …» Auch der Administrator schrieb einmal: «Ich hab grad voll keine Zeit dein Geschreibsel zu lesen. Muss deine FL durchforsten.» Die Rosenheimerin hat inzwischen eine eigene Facebookseite für Betroffene gegründet und viele Nutzer darauf aufmerksam gemacht, dass Bilder von ihren Kindern von «Little Miss & Mister» veröffentlicht werden.

Das Problem: Einträge, die bei Facebook öffentlich und nicht nur für Freunde sichtbar sind, können problemlos mit einem einzigen Klick immer weiter verbreitet werden. Im Zweifel merken das die Betroffenen nicht einmal. Eine Benachrichtigung gibt es nur beim ersten Teilen – danach nicht mehr. Facebook äußert sich nicht zum konkreten Fall, das Unternehmen weist stattdessen darauf hin, dass Nutzer mit den Privatsphäre-Einstellungen festlegen können, wer ihre Bilder sehen kann. Befinden sich die Einstellungen auf «öffentlich», sind eben auch die Posts öffentlich. Eine Umstellung auf Sichtbarkeit nur für Freunde kann das Problem beheben. Außerdem können Betroffene Verletzungen von Persönlichkeitsrechten bei Facebook melden, wie das Unternehmen betont.

Bilder zugänglich für Pädophile

Die 33-Jährige aus Rosenheim glaubt nicht an ehrenhafte Motive und sagt über die Seite: «Das ist für mich eine perfide Masche, Bilder – da sind auch leicht bekleidete Kinder dabei – Pädophilen zugänglich zu machen.» Und sie ist nicht die einzige mit diesem Verdacht. Die Seite sei «ein Sammelbecken für Bilder, die pädophilen Menschen gefallen», meint eine Facebook-Nutzerin. «Pädokeule hatten wir heute auch erst 1000 mal..», lautet darauf die schlichte Antwort des Administrators.