Die gute Nachricht verkündete Eric J. De Vrijer, der Missionschef, gleich zu Beginn der Pressekonferenz: „Das Jahr 2016 war ein gutes Jahr für die luxemburgische Wirtschaft.“ Das Wachstum sei mit vier Prozent stark gewesen und es seien viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Auch der wirtschaftliche Ausblick für die Zukunft des Landes sei gut, es würde aber Risiken geben, die diese Situation ändern könnten.
Zu den externen Risiken zählte er eventuelle Rückschritte bei der internationalen wirtschaftlichen Integration sowie negative Auswirkungen des Brexit und der anstehenden Wahlen in europäischen Staaten. Durch den Brexit würden die europäische Integration und der innereuropäische Handel Rückschritte erleben. „Das ist nicht positiv für die EU und dementsprechend auch nicht für Luxemburg“, so De Vrijer. Er sei sich wohl bewusst, dass einige Akteure aus der Londoner City nach Luxemburg kommen könnten, jedoch „können diese auch in andere europäische Staaten ziehen“.
Hausgemachte Risiken
Neben diesen identifizierte die IWF-Mission aber auch hausgemachte Risiken. Dazu zählte er die Situation auf dem Wohnungsmarkt. „Die Zunahme der Beschäftigung hat dazu geführt, dass die Nachfrage nach Wohnraum ebenfalls gestiegen ist“, so das IWF-Missionsmitglied Peter Breuer. Das Angebot an freien Wohnraum wuchs aber nicht im gleichen Tempo.
„Die Regierung sollte alles Mögliche machen, um neue Wohnungen zu bauen“, stellte Eric De Vrijer fest. Wenn mehr Wohnungen gebaut würden, könnte ein weiteres Problem der einheimischen Wirtschaft abgemildert werden. „Auch wenn der Finanzsektor seine Sache gut machte, solle man nicht damit rechnen, dass das ewig so weitergeht“, gab der Missions-Chef zu bedenken. Mit einem Anteil am BIP von 25 Prozent sei Luxemburg vom Finanzsektor abhängig. „Je abhängiger, desto gefährdeter“, warnte De Vrijer jedoch.
Die Diversifizierung der Wirtschaft solle vorangetrieben werden. „Durch den Bau von Immobilien entstehen Arbeitsplätze und der Bausektor wächst.“ Das Gleiche gilt für die öffentliche Infrastruktur. Hier sollte der Staat weiterhin das hohe Level der Investitionen beibehalten, um zu verhindern, dass es in diesem Bereich in Zukunft zu Engpässen kommen wird.
Noch sieben Jahre
Zu Engpässen wird es, laut IWF, in einem ganz anderen Bereich kommen, wenn nicht dagegen angesteuert wird: dem Pensionssystem. Aktuell würde immer noch mehr Kapital in die Rentenkassen eingezahlt als ausbezahlt. „Unsere Berechnungen gehen davon aus, dass dieser Überschuss in den kommenden sieben Jahre verschwinden wird“, so De Vrijer. Hier sollten „proaktive Maßnahmen“ getroffen werden. Einerseits sollte das effektive Renteneintrittsalter näher an das legale von 65 Jahren angenähert werden. Anderseits müsste aber auch darüber nachgedacht werden, das Renteneintrittsalter an die gestiegene Lebenserwartung anzupassen.
Auch das Luxemburger Bildungssystem war wieder ein Thema. Es solle mehr Wert auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes legen, so der IWF. „Luxemburg steckt sehr viel Geld in das Bildungssystem“, so De Vrijer. „Es wird jedoch viel Zeit für den Sprachenunterricht verwendet.“ Auch wenn die Diversität der Schülerschaft eine Herausforderung für das System sei, solle dafür gesorgt werden, dass das Input-Output-Verhältnis stimme.
Zu Demaart
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