Samstag20. Dezember 2025

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Presserat rügt RTL

Presserat rügt RTL
(Tageblatt-Archiv/Fabrizio Pizzolante)

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Nach der "Autorité luxembourgeoise indépendante de l’audiovisuel" (ALIA) hat nun auch der Presserat eine Rüge gegen RTL und den Journalisten Marc Thoma in der "Causa Lunghi" ausgesprochen, die damit wohl definitiv eher als "Causa RTL" zu bezeichnen ist.

Wie der Presserat am Dienstag in einer Mitteilung erklärt, habe er über seine Plenarversammlung seine Aufgabe zur Selbstregulierung laut Art. 2 des Deontologie-Kodex wahrgenommen und deshalb am 7. März in der „plénière“ sowohl RTL-Content-Direktor Steve Schmit wie auch den für die Sendung „Den Nol op de Kapp“ verantwortlichen Journalisten Marc Thoma angehört. Man wollte prüfen, wie das am 3. Oktober 2016 von RTL ausgestrahlte Interview mit dem ehemaligen Mudam-Direktor Enrico Lunghi zustande kam.

Der Presserat kam zur Schlussfolgerung, „dass das Interview nicht den ethischen Vorgaben des Deontologie-Kodex entspricht“ und stellt die journalistische Aufbereitung des Interviews in Frage. Art. 9b und 9c des Deontologie-Kodex würden besagen, dass manipulative Handlung in Ton und Bild deutlich gekennzeichnet sein sollten, um nicht die Realität zu verzerren oder gar zu beeinflussen. „Die von Marc Thoma und RTL angeführte technische Vorgehensweise“ würde nach der Auffassung des Presserats diese Vorgaben nicht erfüllen.

Deshalb sprach der Presserat in seiner Plenarsitzung vom 4. April – „mehrheitlich“ heißt es in der Pressemitteilung – eine formelle Rüge gegen RTL und den verantwortlichen Journalisten aus und ruft alle Presseorgane auf, diese Art der Berichterstattung zu vermeiden.

Nie wirklich Stellung bezogen

Nach der ALIA ist dies also die zweite formale Beanstandung der Arbeits-/Vorgehensweise von RTL bzw. Marc Thoma bei diesem Interview. In dessen Folge arbeitet Lunghi bekanntlich nicht mehr beim Mudam (Link), RTL-Sendung „Den Nol op de Kapp“ wurde eingestellt (Link) und es gab auch ansonsten reichlich Unruhe beim TV- und Radiosender (Link).

CEO Alain Berwick gab die Leitung des Senders zum 31. Dezember 2016 ab (Link), ohne dass RTL auch in diesem Zusammenhang weitergehende Aussagen zur „Affäre“ machte. Bis Sommer 2017 bleibt Berwick außerdem Mitglied des Verwaltungsrats von CLT-UFA, hatte es in der damaligen Erklärung geheißen. Auch als eine Ethik-Arbeitsgruppe eingesetzt wurde (Link), bezog der Sender nie wirklich Stellung.

Auf den neu verhandelten Konzessionsvertrag hatte die „Affäre“ keine direkten Auswirkungen. Die Laufzeit wurde zwar auf drei Jahre herabgesetzt; in Zukunft wird es allerdings eine substanzielle staatliche Finanzspritze für den TV-Bereich geben (Link).