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Schluss nach 21 Jahren

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Der Präsident der saarländischen Industrie- und Handelskammer (IHK), Richard Weber, tritt nach einer Amtszeit von 21 Jahren in den Ruhestand. Allerdings nicht ganz freiwillig.

Richard Weber ist eine Figur in der saarländischen Wirtschaftslandschaft. Der 72-Jährige steht für die Restrukturierung und den Ausbau der familieneigenen Karlsberg-Brauerei, die er zu einem innovativen Getränkekonzern ausgebaut und mittlerweile in die Hände der nächsten Generation übergeben hat. Er ist seit 1989 Mitglied der IHK-Vollversammlung. Seit 1996 führt er die Kammer und hat sie nach echter Unternehmer-Manier zu einem Dienstleistungszentrum für die saarländische Wirtschaft mit internationaler Kompetenz ausgebaut.

Jetzt ist es vorbei. Weber wurde nicht mehr in die Vollversammlung der Kammer gewählt. Drei Kandidaten gab es für zwei Plätze der Lebensmittelindustrie. Am Ende fehlte ihm eine Stimme zum Wiedereinzug in die Vollversammlung und damit auch zur Fortführung des Amtes als Präsident der Wirtschaftsvertretung im Saarland.

Das konnte sich niemand vorstellen

Weber selbst erfuhr seine Nicht-Wahl in den USA. Er war dort zum Skifahren. Das konnte er sich erlauben, konnte sich im Saarland doch niemand vorstellen, dass er nicht wieder in die Vollversammlung gewählt werden würde. Die IHK ohne Weber: Das ging eigentlich nicht. Und wurde dennoch wahr. Er selbst nahm das Ereignis eher gelassen hin. Weber ist Amateur-Sportler und weiß Ergebnisse zu akzeptieren.

Weber gehört zu den Visionären einer Großregion, die sich bis heute nicht verwirklicht hat. Er wurde Präsident der IHK in den 1990er Jahren, als insbesondere im Saarland und im Mosel-Département die Idee von einer grenzenlosen Landschaft verfolgt wurde. Die Menschen sollten diesseits und jenseits der Grenze ohne Hemmnisse leben dürfen. Ein gemeinsamer Wirtschaftsraum sollte entstehen. Dreisprachigkeit (deutsch, englisch, französisch) sollte die Regel werden. Die Zeit seines ersten Mandates war von diesem Aufbruch geprägt, als Saarländer sich in Frankreich Grundstücke kauften und Häuser bauten und die Zahl der französischen Grenzgänger ins Saarland hinein sprunghaft wuchs.

Grenzüberschreitendes Arbeiten ist schwieriger geworden

Seine Ideen haben sich über die Zeit nicht völlig verwirklicht. Der Großraum Saarbrücken-Forbach ist auf der französischen Seite ein Hort der Rechtsradikalen geworden, die die Politik verändert haben. Das grenzüberschreitende Arbeiten ist wieder schwieriger geworden. Der als liberal geltende französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron hat mit einem Gesetz aus seiner Zeit als Wirtschaftsminister die grenzüberschreitende Entsendung mit so viel Bürokratie belegt, dass saarländische Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, wenn sie in Lothringen tätig werden wollen. Das war in Lothringen mit der Präfektin Bernadette Malgorn auch schon viel flexibler gehandhabt worden.

„Politik“, sagt Weber gegenüber der Saarbrücker Zeitung, „muss langfristig gedacht werden.“ Gleichzeitig kritisiert er aber, dass die Politik das innovative Denken vermissen lässt. „Wo ist das Produkt, das die Märkte verändert?“, fragt er und stellt unternehmerische Anforderungen an die Politik.

Der Skifahrer, der auch den Golfclub Websweiler Hof nachdrücklich geprägt hat, Oldtimer sammelt und Kunst liebt, ist ein konsequenter Mann. Ende des Monats übergibt er seinen Posten als Präsident der IHK des Saarlandes an seinen Nachfolger. Ende des Jahres wird er dann sein Amt als Präsident der europäischen Organisation Eurochambres aufgeben. Und dann? In der Saarbrücker Zeitung sagt er das, was alle hyperaktiven Männer sagen, wenn sie vor der Leere stehen: Er wolle jetzt mehr Zeit für die Familie haben und sich um sein Enkelkind kümmern. Da er aber auch das Reisen noch als Hobby hat, wird sich die Familie wohl nicht allzu große Sorgen machen müssen.