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Wenn ein Spaziergang zur Qual wird

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Der Frühling ist da, die Bäume und Gräser blühen, eigentlich eine wunderschöne Jahreszeit. Doch leider nicht für Pollenallergiker.

Die genaue Zahl der Pollenallergiker hierzulande zu bestimmen, ist laut Experten ein Ding der Unmöglichkeit. Allgemein wird aber angenommen, dass sich ihre Zahl stetig erhöht. Oft wird der Begriff des Heuschnupfens (rhinitis allergica) fälschlicherweise nur für die Pollenallergie verwendet. Heuschnupfen bezieht nämlich auch die Hausstauballergie mit ein. Die Pollenallergie, auch als Pollenrhinopathie oder Pollinosis bezeichnet, bedeutet jedoch die allergische Reaktion auf Pollen.

Allergie! Was nun?

Der Doktor empfiehlt drei Optionen, um das Leiden der Allergiker zu mindern: „Medikamente (u.a. sogenannte Antihistaminika), Vermeidung (durch Aufenthalt in Innenräumen) und die Immuntherapie.“ Die ersten beiden lindern nur die Symptome, ändern jedoch nichts an der Lage. Bei Antihistaminika handelt es sich um antiallergische Wirkstoffe, welche die Effekte der körpereigenen Substanz Histamin aufheben. Das Freie meiden im Frühling und im Sommer ist nicht möglich.

So kann man einzig und allein auf die Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, zurückgreifen. Sie kann eine dauerhafte Linderung der Allergie herbeiführen. Die Patienten bekommen einmalig über einen Zeitraum von meist drei Jahren subkutane Injektionen mit der allergieauslösenden Substanz verabreicht. Die Dosis wird dabei gesteigert. Durch die progressive Gewöhnung an das Allergen soll eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf den Allergiestoff verhindert werden. Diese Therapie ist möglich ab einem Alter von fünf Jahren und wird von der Krankenkasse übernommen.

Im Gespräch mit dem Tageblatt erzählt uns Dr. Henning C. Dittmar (Arzt und Facharzt für Dermatologie, Venerologie und Allergologie), dass die Pollenbelastung deutlich angestiegen ist, auch in Luxemburg. Dies ist auch wissenschaftlich dokumentiert. Aufgrund von Ozon und Stickoxyden werden die Schleimhäute noch mehr gereizt. „Die Autos stoßen CO2 aus, das trägt zu einem schnelleren Pflanzenwachstum bei und führt zur vermehrten Pollenproduktion“, so der Allergologe. „Die Birke ist vor allem davon betroffen, als Pioniergewächs.“ Unter Pionierpflanzen versteht man Pflanzen, die vegetationsfreie Flächen zuerst besiedeln.

Problem Klimazone

Ein weiterer Grund sei die Zuwanderung von Personen anderer Klimazonen. Kinder, die in der europäischen Klimazone auf die Welt kommen und von Eltern aus einer anderen Zone abstammen, hätten ein höheres Risiko, an einer Allergie zu erkranken. „Die Altersphase zwischen sechs und zwölf Jahren ist für die Veränderung der Allergielage ausschlaggebend“, so der Fachmediziner.

Die IgE-Werte (Immunglobulin-E) ändern sich. Die Menge der Antikörper ist im Blut nachweisbar und zeigt, ob eine Allergie vorliegt oder nicht. Je nachdem, wie hoch die Werte sind, spricht man dann von einer leichten oder schweren Allergie. Dafür gibt es die Leitallergene, die je nach geografischer Lage unterschiedlich sind.

Bäume und Gräser

In unserem Lebensraum sind im Bereich der Bäume die Birke, Erle und Hasel hervorzuheben, bei den Gräsern das Lieschgras (vor allem im Mai und Juni) und beim Getreide die Roggenpollen. Letzteres bezieht sich wirklich rein auf allergische Reaktionen auf Roggenpollen und nicht auf das Essen. Im August und September, so meint der Allergologe, sei auch vor allem der Beifuß ein Gewächs, welches Allergikern Sorgen bereitet.

Zu den aggressivsten Pollenallergien trägt die Birke (lat. Betula) bei. Sie ist in ganz Europa zu finden, im Norden sogar häufiger. Sie ist auch der Grund dafür, warum aktuell viele Patienten mit Allergieproblemen Fachärzte aufsuchen. „Es kommen vor allem Patienten, die keine Medikamente mehr haben und zurzeit über starke Probleme aufgrund der aktuellen Birkenpollenbelastung klagen“, erzählt uns Dr. Henning C. Dittmar, auch Mitglied der SLDV („Société luxembourgeoise de dermato-vénérologie“).

Die Maximalbelastung bei den Birkenpollen liegt momentan weit über dem unproblematischen Wert. „Es gibt momentan eine hohe Maximalbelastung pro Tag, sie liegt zurzeit ständig bei über 300 Pollen pro Kubikmeter Luft.“ Der Wert über 50 Birkenpollen pro Kubikmeter Luft gilt als sehr problematisch. Nur zum Beispiel starker Regen könnte die Beschwerden der Birkenpollenallergiker lindern.

Wenn eine Allergie nicht behandelt wird, kann es zu einem Etagenwechsel kommen, so der Experte. Um was handelt es sich? Patienten klagen am Anfang häufig über brennende Augen, einen kratzenden Hals und zudem steigt das Risiko für Asthma-Anfälle. „Wenn sich die Allergieproblematik von der Nase, dem Hals und den Augen auf die Lunge verlagert, spricht man von einem sogenannten Etagenwechsel.

Aber damit nicht genug. Es könnte auch zu Nahrungsmittel-Kreuzallergien kommen. Bei der Birkenallergie betrifft das beispielsweise das Kern- und Steinobst, wie zum Beispiel den Apfel“, erklärt der Allergologe. Symptome einer solchen Kreuzallergie wären dann ein Kribbeln im Hals oder ein Hautausschlag nach Verzehr von gewissen Lebensmitteln. Spätestens dann soll man seinen Arzt aufsuchen und Tests machen lassen.