Innenminister Matthias Fekl sprach am Dienstag von einem «unmittelbar bevorstehenden und gewaltsamen Angriff», der durch die Festnahme zweier Verdächtiger in Marseille verhindert worden sei. Die beiden Franzosen sind Polizeikreisen zufolge Anhänger des radikalen Islam. Sie hatten laut Fekl für die nächsten Tage einen Anschlag «auf französischem Boden» geplant.
Das Land ist seit längerem im Visier von Islamisten: Nach einer Reihe von islamistischen Anschlägen herrscht die höchste Alarmstufe und der Ausnahmezustand. Seit Anfang 2015 wurden mehr als 230 Menschen bei Attentaten getötet. Laut Fekl wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die am Sonntag anstehende erste Wahlrunde verschärft, der am 07. Mai der Stichentscheid um die Präsidentschaft folgen wird.
Die für einen EU-Ausstieg plädierende Euro-Gegnerin Marine Le Pen liegt in den jüngsten Umfragen knapp hinter dem links-liberalen Favoriten Emmanuel Macron. Dem Ex-Wirtschafsminister werden von dem Institut Ifop wie auch von den Meinungsforschern von Opinionway in der ersten Runde 23 Prozent vorhergesagt. Die Rechtsextreme Le Pen liegt nur einen Prozentpunkt zurück. In der Stichwahl sehen alle Umfragen Macron klar vor Le Pen. Laut Ifop lässt die von manchen Beobachtern als Schicksalswahl für Europa bezeichneten Abstimmung aber viele Franzosen kalt: Bei der ersten Wahlrunde am Sonntag dürften rund 30 Prozent der Bürger den Urnen fernbleiben.
Zwei Verdächtige in Marseille festgenommen
An den Anleihemärkten steigt hingegen die Nervosität vor den Wahlen: Verstärkt verkaufen Anleger französische Papiere, was deren Renditen in die Höhe treibt. Auch die französische IWF-Chefin Christine Lagarde äußerte sich besorgt: In einem Interview sagte sie der «Welt» und anderen europäischen Tageszeitungen: «Es gibt ganz eindeutig eine wachsende Besorgnis über den unsicheren Wahlausgang.» Einige Ideen zielten auf das Zerbrechen der derzeitigen Strukturen der EU hin.
Nach der ersten Wahlrunde gelangen die beiden Kandidaten mit den größten Stimmenanteilen in die Stichwahl. Laut Opinionway würde Macron dieses Rennen mit 64 Prozent klar für sich entscheiden. Le Pen käme demnach nur auf 36 Prozent. Selbst der derzeit für die erste Runde in vielen Umfragen auf Rang drei platzierte Konservative Francois Fillon würde die Rechtsextreme demnach in der zweiten Runde schlagen.
Mit prognostizierten 20 Prozent in der ersten Runde wird er den Stichentscheid aber wohl verfehlen: Dies gilt auch für den Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon, den das Institut Ifop in der Wählergunst mit 19,5 Prozent sogar knapp vor Fillon (19 Prozent) sieht. Wie Le Pen hat Melenchon im Wahlkampf Stimmung gegen die EU-Politik gemacht. Sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere EU-Regierungschefs sich einem radikalen Kurswechsel weg von der Sparpolitik widersetzen, will er ein Referendum über einen EU-Austritt abhalten lassen.
Europa-Befürworter Macron in Umfragen vorn
Le Pen hat auch immer wieder mit nationalistischen und fremdenfeindlichen Tönen für Aufsehen gesorgt. Sie will zudem alle Moscheen schließen, die im Verdacht stehen, mit dem radikalen Islam in Verbindung zu stehen. Le Pen kündigte vor etwa 5000 Anhängern in Paris an, sie werde als erstes Frankreich seine Grenzen zurückgeben. «Ich werde Euch beschützen», rief sie der Menge zu: «Masseneinwanderung ist keine Chance für Frankreich, es ist eine Tragödie für Frankreich.» In einem RTL-Hörfunkinterview legte sie am Dienstag nach und sprach von einer «Migrantenflut», mit der sich das Land konfrontiert sehe. Nur wenige Stunden vor Le Pen war Macron am Montag ebenfalls in Paris aufgetreten. Vor gut 18.000 Anhängern sprach sich der 39-Jährige für Europa aus. Sollte er die Stichwahl für sich entscheiden, wäre er der jüngste Staatschef Frankreichs seit Napoleon.
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