Buchhandlungen. Eine Stadt ohne anständige Buchhandlung(en) ist ein Kaff. Und diese Feststellung ist nicht verhandelbar.
Die Affäre um die eventuelle Schließung der hauptstädtischen Librairie Alinéa hat aber erneut deutlich gemacht, dass es immer schwieriger wird, in dieser Branche den Kopf über Wasser zu halten. Wobei im Ausland selbst etliche renommierte Universitätsbuchhandlungen die Zahl ihrer Fachabteilungen in jüngster Zeit deutlich zurückfahren mussten.
Die fortschreitende Ausdünnung dieses Gewerbes wird heftig beklagt … auch und gerade von Leuten, die ihre Bücher von Amazon beziehen.
Nun darf jeder einkaufen, wo er will. Doch wer sich erst vom Fachhandel beraten lässt, nur um noch auf dem Bürgersteig vor dem Laden den Auftrag per Handy an den Mastodonten aus Seattle zu übermitteln, ist genau das, was man auf Luxemburgisch einen «Schuppsak» nennt. Eigentlich müsste dieses Vorgehen genauso geahndet werden wie Ladendiebstahl. Leider wäre das Delikt kaum einem Täter nachzuweisen.
Die «Generalisten» sind es, die es im Buchhandel wohl am schwersten haben. Sie bieten kompetente Beratung, besonders zu den Bereichen Luxemburgensia, Belletristik (vom Trivialroman bis zur Pléiade), Kinderbücher, «schöne» Bücher, Kunst, Reisen und natürlich zu des Luxemburgers Lieblingsliteratur, dem Fressbuch (Untertitel: «Noch unfassbar fetter werden ohne Anstrengung. In 100 leicht verdaulichen Lektionen»).
Wobei aber bedauerlicherweise einem «Créneau», der doch etliche Luxemburger interessieren dürfte, nämlich dem der (Groß-)Regionalia, vom hiesigen Buchhandel unserer Auffassung nach meist nicht die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Bei Fach- und Spezialliteratur muss der Bricks-and-Mortar-Buchhändler naturgemäß meist passen. Ein Buchhändler kann eben nur leben, wenn sich sein Sortiment verkauft, nicht, wenn es Staub und Eselsohren sammelt.
Bei der Spezialliteratur handelt es sich aber um einen Bereich, der zeigt, dass das Internet dem Medium Buch durchaus außerordentlichen Nutzen bringen kann: Der Urheber dieser Zeilen verfügt über eine Tonne Bücher aus den Bereichen Transport und Industrie, die auch nicht bei Amazon erhältlich sind, sondern vielmehr nur bei Web-Fachhändlern, die Wälzer selbst zu den esoterischsten Themen (Kostprobe: «Die Triebfahrzeuge der neuseeländischen Waldeisenbahnen») weltweit feilbieten. Was die Veröffentlichung von derlei Fachliteratur überhaupt oft erst ermöglicht, da sie durch das Web Zugang zu einer wirklich globalen Kundschaft erhält.
Zum Thema E-Book nur dies: Papierbücher hat man, bis der Tod uns scheidet. Bei E-Books erwirbt man dagegen oft nur eine Benutzerlizenz, aber keinerlei Besitzanspruch an «seinem» Exemplar.
Und eine Wand voller Bücher ist halt doch etwas Spannenderes und Schöneres als so ein schnödes Tablet, dessen Flash-Memory eines hässlichen Tages formlos abkackt.
Was aber den lokalen Buchhandel betrifft: Wer ihn nicht verschwinden sehen will, muss bei ihm kaufen. C’est aussi simple que ça.
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