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Mit musikalischen Comics wurde tüchtig gerockt

Mit musikalischen Comics wurde tüchtig gerockt
(Christian Schaack)

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Die kalifornische Band Primus gastierte am Dienstagabend im Atelier

Mit Primus gastierte Band der besonderen Art im Atelier. Vor ausverkauftem Haus wurde eine psychedelische Show voller skurriler Momente geboten. Bei anfangs düsterem Licht wurden die Songs immer wieder von dominanten Basslinien, dissonanten Gitarreneinlagen und einem allgemein rhythmisch betontem Klangbild geprägt. Die langen Titel boten zudem zahlreiche zupfende Gitarrensoli eines gut aufgelegten Larry LaLonde die nebenbei an Jeff Beck oder Scott Henderson erinnerten. Mit tüchtigen Wah- Wah Effekten oder verspieltem, wenn auch zugleich monotonem, Takt, wurde insgesamt eine lebendige siebziger Jahre Klangkulisse erschaffen.

Politisch engagierte Songs, kritisch skurrile Texten sowie ein zeitweise trickfilmähnliches verzerrtes Stimmbild waren weitere Markenzeichen der 1984 gegründeten Band. Sänger und Bassist Les Claypool zeigte sein ganzes Können anhand seiner lässig virtuosen Slaptechnik, welche phasenweise ein Hauch von Stanley Clarke oder Flea verströmte. In Interviews bezeichnet Claypool seine Musik sehr trefflich als in Musik umgesetzte Comics. Überhaupt übte die Band sich des Öfteren darin die Tonleiter rauf und runter zu purzeln oder nach langatmigen Intros psychedelisch angehauchte Van Halen Gitarreneffekte abzuliefern. Oft repetitiv zupfend oder zerrend, geht das Ganze mit progressiven Übergängen und funky Grooves in einen einzigartigen langatmigen Swing über.

Experimentelle Klänge

Zeitweise wunderte man sich wo sich wohl das spukende Gespenst Casper versteckt oder wieviel Kraut Willy Wonka in seiner Fabrik geraucht hat. Das Publikum ist von diesen experimentellen Klängen begeistert da letztere eine windschiefe Tür wimmern, die Mainzelmännchen poltern oder eine Schiffsglocke scheppern lassen. Gesangseinlagen mit witzigem Touch, atonal gezirptes Saitenquälen, fesselnde Kinderliednoten mit dekadentem Drive oder hypnotisch aufwühlende Zirkusbeats sind weitere Zutaten die den Geschmack des Publikums voll trafen. Manchmal klingen hysterische Red Hot Chili Peppers an, dann wiederum rockige Beastie Boys ehe sich die Band nach anderthalb Stunden eine wohlverdiente halbstündige Pause gönnt.

Urkomische Rhythmen

Nach dieser originellen Unterbrechung klingt der Twin Peaks Titelsong kurz an ehe es mit urkomische Rhythmen oder einem zerstörenden Gitarrenzerren hektische und nervös weitergeht. Darauf folgt ein Drum Solo welches, mal gemächlich, mal bedächtig feine Beats destilliert. In der Schokoladenfabrik wird ab nun psychedelisch gefoltert und gequält ehe Schluss ist. Gibt es wohl noch eine Zugabe? Aber klar doch, auch wenn es Minuten dauert ehe sich die älteren Herren dem frenetischen Anfeuern beugen.

Mit einer Pink Floyd Basslinie rollt die Zugabe an bevor die Drums eingreifen und die Gitarre auf und davon zurrt. Dieser bedächtige Aufbau mit sicherem Drive riecht nach Patchouli. Doch auf die Basslinie eines Ted Nugent Songs folgt gleich ein weiterer Pink Floyd Break ehe die Noten berauschend schwebend werden. Lässig cool wiederholen sich die Noten auf einprägende Art ehe die Show endgültig gelaufen ist. Obwohl im Saal nie die Lichter angingen erlebten die Zuschauer sehr wohl einen erleuchtenden Auftritt. Eine finstere Art greller Begeisterung war geboren!