Endlich findet der lange und heiße Sommer auf dem Balkan ein Ende. Doch trotz milderer Temperaturen und der Rückkehr der Kinder an die Schulen kann bei den sorgengeplagten Haushaltsvorständen im Südosten des Kontinents von erleichtertem Aufatmen keine Rede sein. Denn im September werden vor allem kinderreiche Familien besonders kräftig zur Kasse gelassen.
Dem „teuersten Monat im Jahr“ hat die serbische Zeitung Blic gar ihren Aufmacher gewidmet: „Der September kostet uns im Durchschnitt 1.000 Euro mehr als andere Monate.“
Tatsächlich sind die durch vor allem den Schulbeginn und die Auffüllung der Wintervorräte verursachten Mehrausgaben für viele Familien ein harter Schlag. Offiziell ist beispielsweise der durchschnittliche Monatslohn in Serbien mittlerweile zwar auf gut 700 Euro netto geklettert. Doch tatsächlich muss über die Hälfte der Beschäftigten mit Gehältern von weniger als 550 Euro über die Runden kommen und bei den Rentnern ist es noch weniger: Die Durchschnittsrente in der Region dümpelt bei rund 300 Euro im Monat.
Schulbücher, regenfestes Schuhwerk und Kleidung
Zumindest bei der diesjährigen Gratisausgabe von Schulbüchern an ihre Zöglinge können sich die Erziehungsberechtigten in Serbiens Hauptstadt Belgrad privilegiert fühlen. Denn nicht nur in der serbischen Provinz, sondern auch in anderen Staaten der Region verschlingt die jährliche Anschaffung der Schulbücher für mehrere Kinder oft ein ganzes Monatsgehalt.
Das Ende der Hitzewelle ist nicht nur mit der Anschaffung von regenfestem Schuhwerk und Kleidung für den Nachwuchs gepaart. Auch die Sportvereine fordern in Form nachzuzahlender Mitgliedsbeträge für die Sommermonate, Anmeldegebühren für die Ligen und neue Trikots unerbittlich ihren Tribut.
Die Ferien sind vorbei, doch oft haben die Heimgekehrten noch lange daran zu knabbern: Meist beginnt das Abstottern der für den sommerlichen Familienurlaub aufgenommenen Kleinkredite am 1. September.
Die Preise für Brennholz, Kohlen und Pellets sind gegenüber dem Vorjahr zwar gefallen. Doch dafür sind beim Anlegen der Wintervorräte die Kosten für das auf dem Balkan weitverbreitete Einlegen von Gemüse drastisch gestiegen.
Sturzregen, Hitzewellen und Überschwemmungen haben das Angebot spürbar verknappt – und die Preise für Tomaten, Paprika und Gurken kräftig ins nicht minder teure Kraut schießen lassen. Die Paprikapaste Ajvar sei so teuer „wie Kaviar“, jammert selbst Moskaus serbischer Lautsprecher Sputnik Srbija aufgeregt: „Wintervorräte in Serbien nur noch für Reiche.“
Auch das sehnsüchtig erwartete Septemberende wird den geplünderten Haushaltskassen kaum Entspannung bescheren. Zum einen gehen die bescheidenen Löhne mit überdurchschnittlich hohen Inflationsraten gepaart. Zum anderen lässt der serbische Staat seine Schäflein zum 1. Oktober mit Steuererhöhungen zusätzlich zur Ader: So soll außer der Mineralöl- auch die Tabaksteuer steigen.
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