„Uns wurde gesagt, dass das Essen hier aus Luxemburg kommt. Und mich interessiert das schon – weil es nicht gut ist, wenn es vom anderen Ende der Erde mit einem Schiff zu uns gebracht werden muss“, erklärt ein Neunjähriger bei seinem Mittagessen in der „Maison relais“ in Contern. Er scheint bereits begriffen zu haben, was anderen Kindern und ihren Eltern durch zwei Projekte des Ministeriums für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung vermittelt werden soll: Warum die Ernährung mit lokalen sowie biologischen Produkten gefördert und außerdem gegen Lebensmittelverschwendung vorgegangen werden soll.
Knapp eine Stunde zuvor werden die beiden Projekte bei einer Pressekonferenz in der „Maison relais“ präsentiert. Denn in eben solchen Einrichtungen hat sich im vergangenen Jahr so einiges im Kampf gegen die Vergeudung von Lebensmitteln getan: So wurden für das Pilotprojekt „Mir sinn Antigaspi, an Dir?“ zwischen April und Juli in „Maison relais“ in Dalheim, Kehlen, Rümelingen und in der Fusionsgemeinde Grosbous-Wahl kleine Heftchen an junge Menschen im Alter von vier bis zwölf Jahren verteilt. Mit dem Ziel, sie, aber auch ihre Erziehungsberechtigten für das Thema Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren.
Denn die Broschüren enthalten sogenannte „Challenges“, die von jungen Menschen, gemeinsam mit Erwachsenen, gemeistert werden können. In den „Maison relais“ können das kollektive Aufgaben sein – wie zum Beispiel der Besuch eines Bauernhofs, ein Workshop zum Thema Kochen oder das gemeinsame Zusammenstellen eines Menüs. Dabei erfahren die Kinder, wo die Produkte herkommen, wie eine Mahlzeit zubereitet wird oder auch wie man sich gesund und ausgewogen ernährt.
Spielerisches Lernen
Zu Hause können das gemeinsame Kochen, das Auseinandersetzen mit dem Thema Haltbarkeitsdaten oder das Ausprobieren einer vegetarischen Mahlzeit Aufgaben sein. Links in dem Heftchen leiten auf Webseiten, mit unter anderem Rezepten gegen Lebensmittelverschwendung – für zum Beispiel Kartoffelküchlein aus Püree-Resten oder Käserösti mit altem Brot – oder einem Saisonkalender weiter. Außerdem können die jungen Menschen in ihr Büchlein eintragen, mit wem sie die Challenge gemeistert haben, sie können das Erlebte beschreiben oder etwas dazu malen.
Bei Versammlungen zu Beginn der Aktion wurden die Eltern über das Pilotprojekt informiert. „Während die einen sagten, dass sie keine Zeit dafür hätten, waren andere wiederum sehr interessiert“, erklärt Carla Jellema. Als Koordinatorin des Projektes von „Inspiring More Sustainability“(IMS) Luxembourg hat sie dieses gemeinsam mit dem Ministerium ausgearbeitet. Aus den „Maison relais“ gab es laut der Projektleiterin bisher gutes Feedback. Und von den Kindern, wie sie erzählt: „Für sie ist es interessant, in einer Mülltonne zu sehen, wieviel Lebensmittel darin landen. Das ist nochmal etwas anderes, als nur die Reste auf dem eigenen Teller.“
Und so soll das Projekt rund um das in luxemburgischer und französischer Sprache gehaltene Heft ausgeweitet werden. Aktionskits mit pädagogischem Material sollen dem Personal in den Einrichtungen alles Nötige an die Hand geben, damit die „Challenges“ dort eigenständig umgesetzt werden können. Sodass junge Menschen auf spielerische Art und Weise lernen, Lebensmittel wertzuschätzen, weniger davon zu verschwenden und gesund zu essen.
Bewusstes Kochen
In diese Richtung zielt auch eine zweites Projekt, das seit März 2023 umgesetzt wird und an dem aktuell 37 Gemeinden beteiligt sind: In den „Maison relais“ werden kostenlose Fortbildungen angeboten, um für das Kochen mit mehr biologischen und lokalen Produkten zu sensibilisieren – und dabei die Verschwendung von Nahrungsmitteln in großen Küchen zu vermeiden. Als Chefköchin bei „Elisabeth“ hat auch Michelle Weber an der dreistündigen Schulung teilgenommen. „Uns wurde dabei erklärt, wie wir Lebensmittelverschwendung vermeiden. Dass man zum Beispiel eher kleine Portionen zubereitet und dann öfters nachreicht.“
Außerdem gab es den Tipp, Essensreste in bestimmten Zeitabständen zu wiegen und dabei zu überprüfen, was besonders oft im Müll landet. Und die Menüplanung dementsprechend anzupassen. Auch dieses Projekt wurde laut Claude Haagen (LSAP), Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, gut angenommen. Schon bald sollen die Fortbildungen auch für die Angestellten in betreuten Wohneinrichtungen, Heimen für ältere Menschen oder Lyzeen angeboten werden. Außerdem können sich interessierte Gemeinden oder „Maison relais“ beim Ministerium melden, wenn sie diese ebenfalls anbieten wollen.
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