Dramatische Szenen im Süden des Landes: Am Montagabend um 22.15 Uhr wird der Polizei eine Person gemeldet, die sich „unbefugt“ auf einem Privatgrundstück in der Cité op Lauterbann in Niederkorn aufhält und dort randaliert. Was dort genau geschehen ist? Dazu sagt die Polizei auf Tageblatt-Nachfrage nichts. In einer Pressemitteilung vom Dienstagmorgen erklären die Beamten aber: Eine Polizeistreife macht sich am Montagabend auf den Weg nach Niederkorn, will sich vor Ort ein Bild von der Lage machen. Auf dem Weg kommt den Beamten „der beschriebene Mann mit seinem Fahrzeug entgegen“. Als der Fahrer die Polizei erblickt, ergreift er die Flucht. Die Polizisten nehmen die Verfolgung auf – ein Sprecher schränkt später gegenüber dem Tageblatt ein, es habe sich nicht um eine „Verfolgungsjagd“ im engeren Sinne gehandelt. Mit welchem Typ von Auto der Mann flieht, kann die Polizei auch auf Nachfrage nicht mitteilen.
Die Flucht endet jedenfalls rund zehn Kilometer entfernt – in Esch. An der Kreuzung vom Autobahnzubringer Pénétrante de Lankelz und Boulevard Grande-Duchesse Charlotte verlässt der Mann mit seinem Wagen die Straße, indem er praktisch im rechten Winkel gegen den hohen Bordstein fährt und dann, mehrere Meter weiter, schließlich gegen die Mauer des Gebäudes prallt. Das Fahrzeug geht in Flammen auf. Laut Pressemitteilung eilen die Polizisten sofort zur Unfallstelle und versuchen, das Feuer zu löschen.
Auf Nachfrage des Tageblatt erklärt die Polizei, dass es aber erst Rettungskräften des CGDIS gelungen sei, den Mann aus dem Autowrack zu befreien. „Der Rettungsdienst konnte vor Ort allerdings nur noch den Tod des verunglückten Fahrers feststellen“, heißt es im Polizeibericht.
Ein Anwohner erzählt später gegenüber dem Tageblatt, dass er eine „große Explosion“ gehört und danach Rauch gesehen habe. Ein anderer berichtete, er habe gegen 22.30 Uhr einen „lauten Knall“ gehört. Als er etwas später aus dem Fenster schaute, habe er „weißen Rauch“ gesehen – und mehrere Polizeiwagen. Kurz danach sei dann auch die Feuerwehr gekommen.
Details zur genauen Todesursache gibt die Polizei nicht bekannt – auch nicht, ob der Fahrer unter Alkoholeinfluss stand. Die Staatsanwaltschaft ordnet ein Unfallgutachten und die Sicherstellung des Fahrzeugs an. Auch eine Obduktion wird beantragt.
Klaffendes Loch in der Schulwand
Das tragische Geschehen in der Nacht lässt sich auch noch Dienstagvormittag erahnen. Der Boden zwischen Straße und Gebäude ist von Furchen durchzogen. Bremsspuren sind keine zu sehen. Der Fahrer ist scheinbar mit voller Geschwindigkeit geradewegs in die Wand auf der anderen Seite der Kreuzung gerast. Das Loch in dem Gebäude am Boulevard Grande-Duchesse Charlotte ist abgehangen. Das Unfallauto ist bereits abtransportiert.
Der Bau, in dem das flüchtende Auto am Vorabend hineingerast ist, gehört ausgerechnet zu einer neuen Schule, dem Wobrécken-Campus (siehe Infobox). Arbeiter sind am Dienstagvormittag auf dem Gelände unterwegs. Die Gebäude sollen eigentlich bis zur Rentrée fertig sein. Das Loch, das in der Wand der Holz-Ziegel-Konstruktion an der Seite zum Boulevard klafft, ist von einer gewissen Größe. Die Decke des Gebäudes muss wegen des Unfalls abgestürzt werden.
Vertreter von Versicherung, Gemeinde und Bauunternehmen sichten am Dienstagvormittag den Schaden. Sie machen eine Bestandsaufnahme, Aufräumarbeiten werden organisiert. Probleme gibt es nicht nur durch die eingedrückte Mauer oder das Feuer, sondern auch im Keller durch das Löschwasser. Die Reparatur könnte bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen, wird gemunkelt.
„Es wird schwierig“
Der Escher Schöffe Christian Weis (CSV) erklärt dem Tageblatt am Nachmittag: Der Fahrer sei nicht in das Schulgebäude selbst, sondern in ein Verwaltungsgebäude gefahren. In dem beschädigten Gebäudeteil seien unter anderem die Büros der Direktionsbeauftragten der „Maison relais“, der Hausmeister und des Schulpräsidenten untergebracht. Die Bauarbeiter waren dort eigentlich schon fertig. „Es wird schwierig, den beschädigten Teil innerhalb eines knappen Monats wieder instand zu setzen“, sagt Weis. Statiker und Architekten müssten nun einschätzen, ob das ganze Gebäude oder nur die Fassade beschädigt sei.
Weis habe den Unfallort am Dienstagmorgen selbst besucht. Bürgermeister Georges Mischo (CSV) und Schulschöffe Meris Sehovic („déi gréng“) seien zu diesem Zeitpunkt „noch nicht zu Lande gewesen“. Im Gebäudeteil, in dem die Schüler ab September empfangen werden sollen, gab es „überhaupt keine Spuren des Unfalls“, berichtet er. Auch vom Rauch sei der Teil verschont geblieben. Die Arbeiten am Hauptgebäude seien durch den Unfall bisher nicht beeinträchtigt worden und am Dienstagmorgen wie gewohnt aufgenommen worden. Sie würden auch fortgesetzt – sofern sie nicht aus statischen Gründen unterbrochen werden müssen.
Der Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) erklärte gegenüber dem Tageblatt am Dienstagmittag, er dürfe zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussagen machen – weder zum Unfall noch darüber, wie es mit dem beschädigten Gebäude weitergehen soll.
Der Wobrécken-Campus in Esch
Auf dem Wobrécken-Campus finden auf rund 8.500 Quadratmetern eine Schule, eine „Crèche“, eine „Maison relais“ und eine Sporthalle Platz. Ungefähr 300 Schüler sollen hier im September dieses Jahres die Schulbank drücken können.
Das Schulgebäude und auch das Außengelände wurden barrierefrei gestaltet. Das „Centre de logopédie“ soll mit zwei Klassen und das „Centre pour enfants et jeunes présentant un trouble du spectre de l’autisme“ (CTSA), das sich um autistische Kinder kümmert, mit einer Klasse auf dem Campus vertreten sein.
Der Komplex hat 36 Millionen Euro gekostet und ist eine der größten Baustellen von Esch. Für den Bau wurden überwiegend CO2-arme Materialien benutzt. Das Untergeschoss besteht aus Stahlbeton und die darüber liegenden Stockwerke aus vorgefertigten Holzwandmodulen.
Et ass jo total geckeg, d'Police soll endlech ophaalen matt denen Verfolgungsjagden.
Waat brengt et? Guer néischt!