Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge nach wochenlangen Kämpfen die russischen Besatzer aus einem Dorf im südukrainischen Gebiet Saporischschja verdrängt. „Nach der Befreiung von Robotyne rücken unsere Truppen südöstlich davon weiter vor“, sagte am Montag Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar gemäß einer Mitteilung. Der russische Widerstand bleibe heftig.
Nächste Ziele in Richtung der Stadt Tokmak seien Nowoprokopiwka und Otscheretuwate. Auch im ostukrainischen Gebiet Donezk rückten die ukrainischen Truppen nach eigenen Informationen vor. Angaben aus dem Kriegsgebiet können oft nicht direkt unabhängig überprüft werden.
Vor gut zwölf Wochen hatte Kiew mit einer Gegenoffensive begonnen. Derzeit versuchen ukrainische Soldaten im Süden, Gebiete zurückzugewinnen und bis an die Küste zur Krim vorzustoßen. Der ukrainische Präsident Selenskyj deutete eine mögliche politische Lösung für die von Russland annektierte Halbinsel Krim an. Die Führung in Kiew hatte stets betont, die Krim zurückerobern zu wollen. Nun hält Selenskyj eine Verhandlungslösung für möglich.
Diese wäre besser, da sie mit weniger Opfern verbunden wäre, sagte Selenskyj in einem Interview. „Wenn wir an den Verwaltungsgrenzen der Krim sind, denke ich, kann man politisch die Demilitarisierung Russlands auf dem Gebiet der Halbinsel erzwingen“, sagte er und betonte, den Krieg nicht auf russisches Gebiet verlagern zu wollen.
FSB will US-Diplomaten verhören
Der russische Geheimdienst FSB hat einen früheren Mitarbeiter des US-Konsulats in Wladiwostok wegen Spionagevorwürfen festgenommen. Der russische Staatsbürger habe im Auftrag der US-Botschaft Informationen über den Verlauf der „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine gesammelt, teilte der FSB mit. Auch wird ihm vorgeworfen, gegen Geld Informationen über die Mobilmachung sowie das Protestpotenzial vor den Präsidentenwahlen in Russland an die Botschaft weitergegeben zu haben. In dem Zusammenhang will der FSB zwei US-Diplomaten verhören.
Bei einer Verurteilung wegen Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten zum Schaden der nationalen Sicherheit drohen dem Verdächtigen bis zu acht Jahre Haft. Der Vorfall droht das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen Russland und den USA weiter zu belasten. Im NATO-Anwärterland Schweden wurde umgekehrt Anklage gegen einen gebürtigen Russen erhoben, der jahrelang Informationen für Moskau beschafft haben soll.
In Belarus gibt es dagegen neue Entwicklungen bezüglich der russischen Söldnertruppe Wagner. Nach Angaben des weißrussischen Oppositionellen Pawel Latuschko erhalten Wagner-Kämpfer vom Innenministerium in Minsk neue Reisepässe. Es handele sich um echte Dokumente mit neuen Vor- und Nachnamen, sagte der frühere weißrussische Kulturminister am Montag der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Nach dem gescheiterten Aufstand der Wagner-Armee gegen Moskaus Militärführung im Juni hatten viele Kämpfer auf Einladung des Machthabers Alexander Lukaschenko Quartiere in Belarus bezogen.
Mehrere Tage nach dem Tod des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin ist das Datum seiner Bestattung indes weiter unklar. „Ich habe noch keine Informationen über die Beerdigung“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag laut Agentur Interfax vor Journalisten, die nach der Beisetzung der insgesamt zehn Opfer des Flugzeugabsturzes vom vergangenen Mittwoch fragten. „Sobald eine Entscheidung gefallen ist, wird sie vermutlich öffentlich gemacht werden“, fügte Peskow hinzu.
Die Frage, ob Russlands Präsident Wladimir Putin zur Beerdigung kommen werde, beantwortete Kreml-Sprecher Peskow nicht. Gerätselt wird auch darüber, wie groß das Begräbnis ausfallen wird, das laut russisch-orthodoxer Tradition eigentlich schon wenige Tage nach dem Tod hätte erfolgen müssen. Prigoschin war einst mit dem Orden „Held Russlands“ ausgezeichnet worden.(dpa, AFP)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können