Die Daten zur Kreditvergabe sind eine der wichtigen Kennziffern für die Europäische Zentralbank (EZB), die im September wieder über den Leitzins entscheidet. Sie möchte mit dem straffen Zinskurs den Kreditfluss und damit auch die Wirtschaft dämpfen. Damit soll es gelingen, den starken Preisauftrieb im Euroraum zu zügeln.
Dabei achten die Währungshüter zudem auf Änderungen in der Geldmenge, die auch Spiegel der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen ist. Sie kann somit Hinweise darauf geben, wie sich die Inflation weiterentwickeln wird. Die im Fachjargon als M3 bekannte Geldmenge verringerte sich im Juli überraschend um 0,4 Prozent. Sie umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Von Reuters befragte Experten hatten für Juli eine stagnierende Geldmenge erwartet.
Die Banken vergaben im Juli 2,2 Prozent mehr Darlehen an Firmen als vor Jahresfrist, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag mitteilte. Im Juni hatte das Wachstum noch bei 3,0 Prozent gelegen.
„Schlechtester Wert seit Finanzkrise“
„Der monetäre Mantel wird enger. Es ist der schlechteste Wert seit der Finanzkrise“, erläuterte Ökonom Ralf Umlauf von der Helaba. Im Juni hatte es noch ein Plus von 0,6 Prozent gegeben. „Vor allem das Abschmelzen der Sichtguthaben der privaten Nicht-Banken belastet“, sagte er. Mit Nicht-Banken sind volkswirtschaftlich in der Regel private Haushalte, der Staat, das Ausland und alle privaten Unternehmen gemeint, die keine Geschäftsbanken sind. „Im Hinblick auf die EZB ist anzumerken, dass die Zinserwartungen mit den Zahlen nicht gestärkt werden dürften, denn das monetäre Umfeld spricht für einen deutlich nachlassenden Inflationsdruck“, teilte der Helaba-Experte weiter mit.
Die aktuellen Inflationsdaten für den Euroraum stehen am Donnerstag an. Experten erwarten, dass die Verbraucherpreise im August um 5,1 Prozent gestiegen sind. Damit würde die Teuerungsrate leicht zurückgehen, nachdem sie im Juli noch bei 5,3 Prozent gelegen hatte. Die EZB strebt jedoch einen Wert von 2,0 Prozent an. EZB-Präsidentin Christine Lagarde machte jüngst deutlich, dass weiterhin eine straffe geldpolitische Linie erforderlich sei. Was dies für die anstehende Zinssitzung im September bedeutet, ließ sie allerdings offen.
In ihrem Kampf gegen die Inflation haben die Währungshüter seit Sommer 2022 bereits neunmal in Folge die Zinsen angehoben – zuletzt im Juli um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank einstreichen, liegt inzwischen bei 3,75 Prozent – das höchste Niveau seit Oktober 2000. (Reuters)
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