Unter dem Motto „E jéineschen Owend – Mir schmusen“ führten Romain Pansin, Roger Medernach, Pit Ludwig, Marie-Marthe Müller, Claudine Tockert und Tiffany Martin mit musikalischer Begleitung vom „Sang & Klang“ in die Geheimsprache des Kramhandels ein. Claudine Tockert ging in einem Vortrag auf die Werke und Untersuchungen von Professor Joseph Tockert ein. Aus ihrer Vorlesung aus dem Buch „Das Weimerskircher Jenisch“ erfuhren die zahlreichen Anwesenden nicht nur Einblicke in die Geschichte der Lakerten.
Um 1900 gab es laut den Recherchen von Joseph Tockert etwa 40 Familien, die den fahrenden Handel betrieben. Sie tauschten Kramwaren wie Porzellan, Ellenwaren, Kurzwaren, auch Obst gegen Eisen, Lumpen und Knochen. Die Lumpenkrämer bezeichneten sich selbst als „Lakerten“. Der Ortsteil Weimerskirch trug lange den Spitznamen „Bei de Lakerten“, ihre Sprache wurde als Lakerschmus, Lakersprache oder Jéinesch bezeichnet und bescherte ihnen wesentliche Vorteile im Handel. Die Kundschaft war kaum mit dem Jéineschen vertraut.
Die Lakerten waren nur eine Unterabteilung der Gesamtzunft der Fahrenden oder „Jenen“, zu denen auch die Kirmesbudenbesitzer, Zirkusleute oder Lukas- und Leierkastenmänner vom Pfaffenthal und Fischmarkt gehörten, hält Joseph Tockert in seinem Buch fest.
Auch hatten alle anderen Ortschaften des Landes ihre Jenen, welche die Geheimsprache beherrschten, wenn auch mit örtlichen Abweichungen. Laut Professor Tockerts Untersuchungen hingen alle Abarten des Jenischen im Lande eng zusammen mit dem großen deutschen Bereich des Jenischen, also der Händlersprachen von Süd- und Mitteldeutschland.
Ableitungen aus dem Hebräischen, Jüdischen und Romani
In Claudine Tockerts Vorlesung war zu erfahren, dass die Geheimsprache im deutschen Raum unter den fahrenden Händlern und Handeltreibenden als Rotwelsch bezeichnet wird. Wortneubildungen und Entlehnungen von Wörtern haben sich im Laufe der Zeit aus dem Hebräischen, dem Jiddischen und den romanischen Sprachen herausgebildet.
Als Beispiel kann man hier das Wort „Kittchen“ aufführen, es wurde sowohl im deutschen Sprachraum als auch im luxemburgischen Jéinesch benutzt und bedeutet so viel wie Gefängnis oder Gefängniszelle.
In einem weiteren Beitrag ging Marie-Marthe Müller auf ihre Masterarbeit in Luxemburgistik mit dem Schwerpunkt „Jéinesch“ ein. Sie untersuchte bei ihrer Arbeit auf der Grundlage von 42 Substantiven die sprachliche Herkunft der im luxemburgischen Jéinesch genutzten Wörter. Dabei ging es nicht nur um die gesprochene Sprache, sondern auch um die Verschriftlichung.
Marie-Marthe Müller fand die sprachlichen Ursprünge im Hebräischen, im Jüdischen, im Rotwelsch sowie im Romani. Letztere ist eine zur indoarischen Unterfamilie der indogermanischen Sprachfamilie gehörende, in unterschiedlichen Dialekten vorkommende Sprache, die mit Sanskrit und anderen indischen Sprachen verwandt ist. Romani wird von den Sinti und Roma gesprochen. Anhand von einigen praktischen Beispielen erfuhr man, dass das Wort „Zossen“ so viel bedeutet wie Pferd oder Gaul. Ursprünge findet man im Rotwelsch, (Zußgen / Zoßgen / Zossen, Zosse, Susse) oder in westjiddische Formen wie zosse(n) / zusse(n) / zuss / zuß.
Im Laufe des Abends wurde nicht nur Theorie verbreitet, sondern auch Jéinesch gesprochen und gesungen. Ein Fußballspiel in Jéinesch ist dann auch eine einzigartige Sache, wenn nur eine der beiden Mannschaften die Geheimsprache versteht.
„D’Spiller haten um Terrain hir Schmull ze kuffen an nobes de kneisen. Soss konnt mol deen een oder deen aaneren de Schwelles gefladdert kréien.“ Waren die Supporter nicht mit der Entscheidung des Schiedsrichters einverstanden, dann hieß es oft: „Hee Héijel, wat päifs du do. Steck dir nach een zweeten Lorri ob de Getschert.“
Wem das Lakerteschmus immer noch nicht ausreichte, der kam dann sicherlich bei den musikalischen Einlagen auf seine Kosten, wenn es hieß „hei wëll ech bleiwen, hei sinn ech gebuer, ech ka mech net trenne vun onsem Théiwesbuer“.
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