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Teneriffa30 Kilometer breite Feuerfront auf der Ferieninsel

Teneriffa / 30 Kilometer breite Feuerfront auf der Ferieninsel
Das Feuer war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nordwestlich der Ortschaften Arafo und Candelaria ausgebrochen Foto: AFP/Désirée Martin

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Die Feuerwehr auf Teneriffa bekommt einen „außer Kontrolle“ geratenen Waldbrand nicht in den Griff. Regionalpräsident Fernando Clavijo sprach am Donnerstag von dem „kompliziertesten Feuer“ auf den Kanarischen Inseln seit mindestens vier Jahrzehnten.

Von seinem Wohnort in Los Realejos im Norden Teneriffas kann Philipp Kaffke an der Bergkuppe die Flammen sehen, die sich durch die Kiefern fressen. Die riesige Feuerwalze, die bis zum Donnerstagnachmittag bereits nahezu 3.000 Hektar Wald verschlang, ist derzeit noch rund zehn Kilometer Luftlinie von Kaffkes Haus entfernt.

Eine riesige Rauchwolke steht über der Insel, auf der sich jetzt im August Zehntausende Urlauber aus dem deutschsprachigen Raum aufhalten. Sogar im Süden Teneriffas, im bekannten Badeort Los Cristianos, ist der Rauchpilz sichtbar. Im Norden und Osten der Insel verdunkelt der Qualm die Sonne.

Asche regnet vielerorts über Straßen, Autos und Swimmingpools herunter. „Unser Dorf ist schwarz“, berichtet María Brito, die Bürgermeisterin des Ortes Candelaria, der nahe am Brandort liegt. Man hört das Brummen der Löschhubschrauber und -flugzeuge, die auf dem Meer ihre Wassertanks füllen und dann ins brennende Bergland fliegen.

Auch nach 48 Stunden noch außer Kontrolle

Der Wind habe das Feuer bisher von seinem Wohnort Los Realejos, der westlich des Brandherdes liegt, weggetrieben, erzählt Philipp Kaffke dem Tageblatt. Die Flammen bewegten sich am Donnerstag vom Gebirge den Hang hinunter in die entgegengesetzte Richtung.

In seinem Dorf Los Realojos sei die Lage deswegen derzeit noch relativ ruhig, berichtet der 44-Jährige. „Aber auf der anderen Seite der Berge sieht es schlimm aus“, sagt der gebürtige Saarländer Kaffke. Er lebt und arbeitet als Informatiker auf der spanischen Kanareninsel.

Das Feuer war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nordwestlich der Ortschaften Arafo und Candelaria ausgebrochen. Auch 48 Stunden später war der Waldbrand noch immer außer Kontrolle und breitete sich mit großer Schnelligkeit vor allem Richtung Nordosten aus. Die Flammenfront hatte am Donnerstagnachmittag eine Länge von 31 Kilometern.

Neben den Orten Arafo und Candelaria waren auch die Gemeindegebiete von Santa Úrsula, La Victoria de Acentejo, El Rosario und La Orotova betroffen. Mehrere in den Bergen liegende Siedlungen wurden vorsorglich evakuiert. In weiteren Ortschaften, wie etwa in La Esperanza, wurden die Bewohner aufgefordert, wegen der starken Rauchentwicklung ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen.

Das ist wahrscheinlich der komplizierteste Waldbrand auf Teneriffa in den letzten 40 Jahren

Fernando Clavijo, regionaler Regierungschef

„Bitte schließen Sie Türen und Fenster“, wurden die Menschen dort über Lautsprecher aufgefordert. Wer aus wichtigem Grund hinausgehen müsse, soll eine Schutzmaske vom Typ FFP2 tragen. Insgesamt sind bisher 7.600 Personen auf Teneriffa von Evakuierungen oder Ausgangssperren betroffen.

In der betroffenen Region befinden sich zahlreiche Landhotels und private Touristenunterkünfte. Auch viele europäische Residenten haben hier ihren Erst- oder Zweitwohnsitz. Das nördliche und sehr grüne Bergland am Rand des berühmten Teide-Nationalparks ist ein beliebtes Wandergebiet.

Touristische Ausflüge in das vom Großbrand betroffene Gebiet, das zum ökologisch wertvollen Naturpark Corona Forestal gehört, wurden abgesagt. Die meisten Bergstraßen sind gesperrt. Urlauber und Bewohner wurden aufgerufen, Ruhe zu bewahren und die Anweisungen der Behörden zu befolgen.

Am Donnerstag kämpften rund 500 Feuerwehrleute, Soldaten und freiwillige Helfer gegen das Flammenmeer. 16 Flugzeuge und Hubschrauber versuchten aus der Luft, eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern.

„Wir können das gewaltige Feuer nicht löschen“, räumte ein Behördensprecher ein. Schluchten, dichter Baumbestand, große Trockenheit und eine explosive Brandausbreitung erschwerten die Arbeit der Wehrmänner und -frauen.

Seit Wochen maximale Gefahr

Es gehe vor allem darum, durch Brandschneisen und kontrollierte Gegenfeuer die Flammenwände zu stoppen und ein Übergreifen auf Ortschaften zu verhindern. Fernando Clavijo, der regionale Regierungschef der Kanarischen Inseln, sagte: „Das ist wahrscheinlich der komplizierteste Waldbrand auf Teneriffa in den letzten 40 Jahren.“

Auf Teneriffa wie auch auf den anderen Kanarischen Inseln herrscht seit Wochen maximale Waldbrandgefahr. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Immer neue Hitzewellen haben Böden und die Naturlandschaft ausgetrocknet. In den letzten Tagen waren auf den Kanaren örtlich Rekordtemperaturen von über 45 Grad im Schatten gemessen worden.