Der im Juli aus Südkorea nach Nordkorea geflohene US-Soldat Travis King hat nach Angaben aus Pjöngjang ein Geständnis abgelegt. King habe zugegeben, „illegal“ nach Nordkorea gekommen zu sein, um „der unmenschlichen Misshandlung und Rassendiskriminierung in der US-Armee“ zu entgehen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Nordkorea-Experten sehen in der Wortwahl Hinweise auf eine Verhandlungstaktik. Die US-Regierung lehnte ab, die Aussagen zu kommentieren und bekräftigte ihren Einsatz für Kings „sichere Rückkehr“.
King sei von der „ungleichen Gesellschaft“ in den USA desillusioniert und bereit, in Nordkorea oder einem Drittland Zuflucht zu suchen, berichtete KCNA weiter. Er sei durch die Volksarme festgenommen worden, die Ermittlungen dauerten an. Die Regierung in Pjöngjang nahm damit erstmals öffentlich Stellung zu dem Fall. Angaben zu Kings Gesundheitszustand und Aufenthaltsort machte KCNA nicht.
Der US-Soldat sollte nach einer Schlägerei, einer Auseinandersetzung mit der Polizei und einem Gefängnisaufenthalt in Südkorea im Juli in die USA geflogen werden. Er konnte jedoch aus dem Flughafen entwischen und sich einer Besichtigungstour an der Demilitarisierten Zone anschließen. Dort übertrat er die Grenze von Süd- nach Nordkorea. An der Stelle wird die hoch gesicherte Grenze zwischen beiden Ländern nur durch eine niedrige Betonmauer markiert.
Nicht verifiziert
Aus dem US-Außenministerium hieß es am Mittwoch zu den Äußerungen aus Pjöngjang, Washington könne „die dem Soldaten King zugeschriebenen Aussagen nicht verifizieren“. Ein Sprecher erklärte, Washington konzentriere sich „weiterhin auf seine sichere Rückkehr“. Es sei die „Priorität des Außenministeriums, den Soldaten King nach Hause zu bringen“. Daran werde „über alle verfügbaren Kanäle“ gearbeitet.
Yang Moo-jin, Präsident der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul, geht davon aus, dass Nordkorea sich von der Mitteilung über King verspricht, das Thema auf einem trilateralen Gipfeltreffen am Freitag zwischen USA, Japan und Südkorea zu platzieren. Bei dem Treffen soll eine engere Militärkooperation der Länder gegen nukleare Drohungen aus Nordkorea beschlossen werden. Besonders die Verwendung des Begriffs „illegales Eindringen“ sei eine Taktik, sagte Yang – er „impliziert die Möglichkeit einer Abschiebung und kann für Verhandlungen mit den USA genutzt werden“.
Nordkoreas erster offizieller Kommentar zu King sei reine Propaganda gewesen, sagte die Politikberaterin und ehemalige CIA-Mitarbeiterin Soo Kim. Sein Übertritt habe der kommunistischen Führung gleich mehrere Chancen geboten: „Erstens natürlich die Möglichkeit für Verhandlungen mit den USA über Kings Freilassung“, sagte sie. Das international weitgehend isolierte Nordkorea hat eine lange Tradition, gefangen genommene US-Bürger als Druckmittel zu nutzen, und ist ein „harter Verhandlungsführer“, sagte Soo. Daher wäre es für Washington nicht einfach, seine Freilassung zu erreichen. Zweitens bietet Kings Übertritt laut Soo eine Propaganda-Gelegenheit für Pjöngjang, die USA scharf zu kritisieren und als die Wurzel allen politischen und sozialen Übels darzustellen.
Der Vorfall ereignete sich zu einem Zeitpunkt, an dem die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea extrem angespannt sind und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zu verstärkten Kriegsvorbereitungen und der Massenproduktion verschiedener Waffen und dem Ausbau seines Nukleararsenals aufgerufen hat. Die beiden koreanischen Staaten befinden sich technisch gesehen weiterhin im Kriegszustand. Der Konflikt zwischen 1950 und 1953 endete mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag. (AFP)
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